Hysterical Blindness

HYSTERICAL BLINDNESS situiert seine Geschichte von drei Frauen, auf der Suche nach dem Sinn und dem richtigen Mann im Leben, im „working class“-Milieu einer Kleinstadt im New Jersey der 80er Jahre.

Debby (Uma Thurman) und Beth (Juliette Lewis), deren mageres finanzielles Auskommen sie an die industriell geprägte Kleinstadt bindet, zieht es abends in eine kleine Arbeiterkneipe, in welcher sie sich in teilweise entwürdigender Weise an die dortigen Männer heranschmeissen,immer in der Hoffnung den Richtigen für’s Leben zu finden.Insbesondere Debby geht dabei mit einer derartigen Verzweiflung vor, dass sich bei ihr ein Syndrom ausgebildet hat, welches sie in stressigen Situationen vorübergehend blind werden lässt.Eines Abends lernt sie den gutaussehenden, vergleichsweise distinguiert auftretenden Rick (Justin Chambers) kennen, mit welchem sie eine Nacht in seinem Haus verbringt.Debby steigert sich in der Folge in einen Liebeswahn hinein, der sie die unausgesprochene kulturelle Barriere zwischen Rick und ihr nicht erkennen lässt.Und doch ist ausgerechnet sie es, die ihrer Mutter (Gena Rowlands) , bei der sie immer noch wohnt, das Leben zur Hölle macht.Insbesondere interveniert Debby gegen die Beziehung der Mutter zu deren neuen Partner Nick (Ben Gazzara).

Man mag bei der Prämisse zu Mira Nairs Film zuallererst an ein koventionelles weepie denken, bei der die Rosamunde Pilcher lesende Fraktion beherzt zum Taschentuch greift.Mit seiner anfangs breit ausgespielten Überästethisierung des 80er Jahre looks, bezüglich Maskenbild,Austattung und Tonspur scheint HYSTERICAL BLINDNESS derartigen Gedanken, hinsichtlich einer überraschungsfreien Deutlichkeit in der Ausstellung seines settings, zu bestätigen. Auch das exaltierte Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen Juliette Lewis und Uma Thurman fügt sich zunächst einem solch holzschnittartigen Rückgriff auf die 80er Jahre, bei welchem dass ausgeflippte Tanzen in der Wohnung ,zu den Klängen von „Girls Just Want To Have Fun“ ,als ultmative chiffre für den damaligen Zeitgeist durchgeht. An diesem ästhetischen Ballast hat der Film bis zu seinem Schluss schwer zu tragen, und doch gelingt es ihm später, den dramatischen Stoff mit einer Unmittelbarkeit nahezubringen, die das anfangs affektierte Spiel in nachvollziehbare Handlungsmuster der außerfilmischen Realität überführt.Das Scheitern als Strukturmoment des Lebens wird dann sein Thema, und in seinen besten Momenten zieht er daraus eine atemberaubende Intensität.

Hysterical Blindness
USA 2002
Regie: Mira Nair
Kamera: Declan Quinn
Buch: Laura Cahill
Musik: Lesley Barber
Darst.: Uma Thurman, Jeff Aaron, Gena Rowlands, Juliette Lewis, Ben Gazzara u.a.
Verleih: HBO
Länge: 96 Min.

Florian Bülow

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