Zurückspulen oder Überspringen?

Zeitreisefilme gehören vielleicht zu den „selbstbewusstesten“ Filmen überhaupt, denn in ihnen wird nicht nur dem Unmöglichen ein Bild gegeben (und damit dem Spielfilm als Was-wäre-wenn-Medium vollständig entsprochen), sondern sie verhandeln auch stets das, was sie selbst sind: Produkte, die mit dem Fluss von Zeit operieren, verschiedene Zeitlichkeiten ins Bewusstsein rufen und miteinander in Konflikt führen. In eineinhalb Stunden können wir durch sie die Jahrtausende durchmessen oder einen einzigen Moment, eine Sekunde unendlich dehnen und damit in die Super- und Subbereiche der zeitlichen Wahrnehmung vordingen. Zeitreisefilme operieren auf der Demarkationslinie zwischen Alltagsphysik und Fantastik, wecken stets die intensivsten Spekulationen nicht nur über das „Was wäre wenn?“, sondern auch über das „Wie kann das sein?“. Und indem sie den Zuschauer beständig an die Aporien und Paradoxien seines eigenen Zeitbewusstseins erinnern, machen sie ihn manchmal sogar zu einem wichtigen „Handlungsträger“. Der ungemein intensive und erstaunlich spartanisch inszenierte Zeitreisefilm „Timecrimes“ des Spaniers Nacho Vigalondo ist gerade, was diesen letzten Punkt angeht, ein äußerst gerissener Vertreter seiner Art.

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Vorsicht! Spielende Kinder

Im spanischen Original fragt der Titel: ¿Quién puede matar a un niño? – also: „Wer kann (schon) ein Kind töten?“. Diese Frage beantwortet der Film in den ersten sieben Minuten des Filmes sehr deutlich, wenn uns im Schnelldurchlauf anhand von Ausschnitten aus amerikanischen Wochenschauen das Jahrhundert, das noch so hoffnungsvoll mit Ellen Keys „Das Jahrhundert des Kindes“ (1902) eingeläutet wurde, als ein Jahrhundert des Kindes als Opfer von Krieg und Hunger – Nöten also, die von uns Erwachsenen verursacht sind – präsentiert. Vor diesem Hintergrund erhalten die Ereignisse des Films auch eine vage Erklärung – eine Erklärung die im deutschen Erst-Release des Filmes weggekürzt wurde. Der deutsche Titel damals, „Tödliche Befehle aus dem All“, reicht die Ursache des Konfliktes zwischen Erwachsenen und Kindern an ein Drittes, an eine außerirdische Macht, weiter. „Vorsicht! Spielende Kinder“ weiterlesen