Frau fickt Tintenfisch

Layout 1„A woman is fucking an octopus.“ Mit diesen markigen Worten versuchte Produzentin Marie-Laure Reyre Andrzej Zulawskis Film zu vermarkten – nur der Startschuss für die hochgradig bewegte Editionsgeschichte von „Possession“, die erst jetzt, fast 30 Jahre nach seiner Entstehung, mit der Veröffentlichung des Films auf DVD beendet zu sein scheint. Zulawskis in das Gewand eines bizarren Horrorfilms gekleidete Abrechnung mit dem Kommunismus (und totalitaristischen Systemen überhaupt), der ihm bei seiner Arbeit in Polen so oft in die Quere gekommen war, fand trotz solcher Verkaufsbemühungen und einer medienwirksamen Aufführung bei den Filmfestspielen in Cannes 1981 nie sein Publikum: Weltweit erschien der Film später als Genrefilm beworben in radikal gekürzten, vollkommen sinnentstellenden Rumpffassungen, die ihr Publikum gar nicht erreichen konnten, oder aber – wie etwa im stets konsequenten Deutschland – überhaupt gar nicht erst verfügbar waren. Von dem erst vor kurzem ins Rennen gegangenen, aber schon jetzt unverzichtbaren Label „Bildstörung“ erscheint „Possession“ nun zum ersten Mal in Deutschland, pünktlich zum 20. Jahrestag der Maueröffnung. Ein großer Clou des jungen Labels, das so Kontext schafft und damit auch den Zugang zu einem Film erleichtert, der in den vergangenen Jahrzehnten kein Stück seines verstörenden Potenzials, seiner erschütternden Direktheit, seiner Faszination eingebüßt hat.

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Wenn der Instinkt trügt

Catherine Tramell (verkörpert von Sharon Stone) ist als eine der geheimnisvollsten Frauengestalten in die Geschichte des populären Kinos eingegangen. „Ich verrate doch nichts, nur weil ich einen Orgasmus habe“, – lautete ihre berühmte Sentenz aus „Basic Instinct“ (1992). Dadurch hat sie eine Reihe der geschlechtsgebundenen Stereotype in Frage und auf den Kopf gestellt, unter anderem den Mythos über den weiblichen Kontrollverlust beim (leidenschaftlichen) Sex. Sie hatte Spaß und sie hatte Kontrolle! Dieses subversive Szenario hat der Film freilich dadurch entschärft, dass er aus Catherine eine männermordende Bestie machte und ihr ganzes Verhalten somit als eindeutig pervers denunzierte. Seine einzigartige Spannung schöpfte „Basic Instinct“ jedoch aus der Tatsache, dass Catherines Figur die ganze Zeit ambivalent blieb und ihre Schuld bis zum überraschenden Schluss nicht geklärt war.
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Was Urgroßeltern nicht für möglich halten!

Für Produzent Wolf C. Hartwig war es „das Geschäft meines Lebens“, als der deutsche Film 1970 entgültig von der (Aufklärungs)Rolle fiel. Sein pseudodokumentarischer Episodenfilm „Schulmädchen-Report“, der ein Dutzend Sequels und nahezu 50 ähnliche „Report“-Filme nach sich zog, war ein voller finanzieller Erfolg. Grund dafür war einerseits die einfache Idee, die in der Luft zu liegen schien: Was treiben Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren nach (und manchmal sogar während) der Schule? Solche Mädchen stellten Hofbauer und Hartwig vor die Kamera und zeigten es den Zuschauern einfach. Die jungen Darstellerinnen – und das ist der andere Grund für den Erfolg des Films – wurden seinerzeit mit Gagen von 300 DM abgefertigt. Auf diese Weise verzahnte das Produzenten-Team des „Schulmädchen-Report“ Ästhetik und Ökonomie derart miteinander, dass das eine das andere voraussetzte.
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