A Paler Shade of White

Was hätte das für ein Film werden können! Die Geschichte des „Dancing Outlaw“ Jesco White, der in den Backwoods der Appalachen als Sohn eines gefeierten „Mountain Dancers“ in einer von Schmutz, Armut, Gewalt und selbst hergestellten Drogen (der Titel des Films verweist auf selbstgebrannten Schnaps) geprägten Umwelt aufwächst und die eigenen Dämonen mit der vom Vater erlernten Kunst des Tanzens bekämpft, bietet mehr als genug Material für eine faszinierende Außenseiterbiografie. Leider jedoch verrät „White Lightnin‘“, das Spielfilmdebüt des britischen Regisseurs Dominic Murphy, dem Zuschauer nur wenig über die inneren Konflikte und Ängste seines Protagonisten, seine Motivation, sein Verlangen, die Kultur der Backwoods und die Bedeutung des „Mountain Dance“ – einer volkstümlichen Spielart des Stepptanzes – für sein Seelenheil, dafür aber viel über die filmischen Schablonen, in die auch solche Menschen gepresst werden, deren Unangepasstheit, Unbezähmbarkeit und Wildheit doch eigentlich betont werden sollen. „A Paler Shade of White“ weiterlesen

Verfemte Transgressionsutopie

Bevor sich Bryan Singer in das Superhelden-Genre begab („X-Men 1 + 2“, „Superman Returns“, „Valkyrie“), lieferte er eine Reihe exzellenter Filme ab, neben dem vielbeachteten „The Usual Suspects“ (1995) auch den kaum beachteten „Apt Pupil“ (dt. Der Musterschüler, 1998) nach einer Geschichte aus Stephen Kings einflussreicher Novellensammlung „Different Seasons“ (dt. „Frühling, Sommer, Herbst und Tod“, 1982), die schon Vorlagen für weitere bemerkenswerte Filme geliefert hatte („Stand by me“, „Shawshank Redemption“). Eine weitere, inoffizielle, freie Adaption von „Apt Pupil“ lieferte aber bereits 1986 der spanische Regisseur Agustí Villaronga mit seinem kontrovers diskutierten Spielfilmdebüt „Tras el Cristal“ ab, der weniger Interesse an der psychologischen Zeichnung seiner Figuren im Spannungsfeld von Homophobie und –erotik hat, sondern sich stärker der unbequemen Transgressions-Uto/-dystopie, die in der Vorlage stellenweise anklingt, widmet.

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Der Nebel kommt immer wieder

Antonio Bay ist ein Fischerstädtchen an der kalifornischen Küste mit Kirche, Krämerladen und sogar einem eigenen Radiosender, der in einem alten Leuchtturm untergebracht ist. Doch wie so viele Kleinstädte im Horrorfilm wird auch die Idylle von Antonio Bay durch ein dunkles Geheimnis kontrastiert: Vor einhundert Jahren lockten sechs habgierige Strandpiraten durch ein falsches Leuchtfeuer ein ein mit Gold beladenes Schiff in die Klippen. Die Mannschaft ertrank und das Gold wurde ich der Kirche des noch jungen Ortes versteckt. Kurz vor der 100-Jahr-Feier passieren seltsame Dinge in Antonio Bay. Wie von Geisterhand bewegen sich Gegenstände und Möbel, Autos beginnen zu hupen, obwohl niemand darin sitzt und ein Fischkutter gerät in einen plötzlich aufziehenden Nebel und kehrt nicht mehr zurück in den Hafen. Als man das Schiff am nächsten Tag vor der Küste treibend findet, sind fast alle Seeleute davon spurlos verschwunden – nur eine Leiche, die aussieht, als hätte sie bereits Jahre lang unter Wasser gelegen gibt Rätsel auf. Doch diese Rätsel zu lösen bleibt keine Zeit. Denn der Nebel, der das Schiff verschlungen hatte, bewegt sich nun auf Antonio Bay zu. In ihm sind die Geister des vor hundert Jahren versenkten Schiffes und sie fordern ihr Gold zurück … und Rache. „Der Nebel kommt immer wieder“ weiterlesen