The line’s gone dead

Als Alfred Hitchcock einmal seinen Wunsch äußerte, einen Film ausschließlich in einer Telefonzelle drehen zu wollen, stand dabei natürlich zuerst der reduzierte Handlungsort im Fokus: Auf engstem Raum, ohne die Möglichkeit, weitere Protagonisten in das Setting zu bringen, eine Spielfilmhandlung zu realisieren: Das bedürfte schon eines ausgeklügelten Plots. Doch einen „Ausgang“ hatte sich Hitchcock dabei natürlich offen gelassen: Die Telefonzelle ist – so eng sie auch räumlich sein mag – gleichzeitig das Portal zu einem theoretisch endlosen virtuellen Raum, der durch das Telefongespräch geöffnet wird. Joel Schumacher hatte diesen Raum 2002 mit „Phone Booth“ ausgelotet, sich dabei jedoch noch nicht getraut, den realen Handlungsraum vollständig von der Umwelt abzugrenzen. So weit geht nun Rodrigo Cortés‘ Film „Buried“, der ausschließlich einen in einem Sarg eingeschlossenen Mann zeigt, dem nichts als ein Handy zur Verfügung steht.

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Der Feind in meinem Blick

Seit ein paar Jahren gibt es einen neuen Trend im Kriegsfilm – ein Trend, der vielleicht mit Terrence Malicks „The Thin Red Line“ seinen Anfang genommen, jedoch erst von Brian de Palma mit „The Redacted“ in einen tradierbaren Stil überführt wurde. Der Krieg wird als große Erzählung von Heldentum, Feindschaft und Ideologie zu Gunsten einer Mikroperspektive aufgegeben. In dieser soll sich das Schicksal desjenigen, der zuvor nur eine Zelle im „Menschenmaterial“ gewesen ist, mitteilen. Der Soldat als Individuum und mehr noch als jemand, der in sich in einer Rolle wiederfindet, die ihm mehr oder weniger oktroyiert wurde, ist das Zentrum dieser neuen Erzählperspektive. Damit verbunden ist auch eine gänzlich neue Darstellungsweise, die zuletzt sehr eindrucksvoll von Kathryn Bigelows „The Hurt Locker“ in Anschlag gebracht wurde – in Deutschland ist der Film mit dem unsäglich dummen Titel „Tödliches Kommando“ im Kino und nun auf DVD und Blu-ray-Disc erschienen.

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