Durch Schlamm und die Hölle erlöst.

F.LM: Expliziter Sex, Sodomie, Vergewaltigung, Mord, Snuff – Ihr Film „The Life and Death of a Porno Gang“ (Zivot i smrt porno bande, Serbien 2009) behandelt eine Menge kontroverser Themen. Gleichzeitig scheint er in jedem Moment von einer sehr konkreten, dunklen Realität zu erzählen.

Mladen Djordjevic: Der Film ist sozial und politisch in den Kontext des heutigen Serbiens eingebunden. Die Nachwirkungen der Kriege auf mich sind evident: Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, in der es normal war, die Gräueltaten des Krieges unzensiert im Fernsehen zu sehen. Dies ist ein Film über den Kampf zwischen Eros und Thanatos. Dieser Kampf ist grade innerhalb des Balkans interessant, wo es oft der Tod ist, der gewinnt. Für mich ist diese Dunkelheit nicht abstoßend, sie ist attraktiv. Ich mag diese gefallenen Charaktere und Outsider, daher hat dieser Film auch kein zu starkes Lokalkolorit. Außenseiter werden in jedem System ziemlich ähnlich behandelt. Meine Charaktere sind Ausgestoßene, und das sind sie unabhängig vom jeweiligen politischen System. Der Film geht außerdem auf ein beliebtes Thema hier in Serbien ein – dem Aufeinanderprallen des urbanen und ländlichen Serbiens. Ich habe gezeigt, dass die Grenzen zwischen den beiden unscharf sind und nicht existieren. Ich wollte keinen Schwarz-Weiß-Film machen, keine Partei ergreifen.
„Durch Schlamm und die Hölle erlöst.“ weiterlesen

Die Befindlichkeit der Montage

Wenn Schnitt und Montage im Film nicht nur als technische Mittel der Herstellung von Linearität gesehen werden, sondern auch als ästhetische Konstitutiva (post)moderner Kunstproduktion, so stellt sich früher oder später die Frage, welche Rolle diese Mittel für den kreativen Schaffensprozess spielen. Jene Schriften, die sich als reine Werkanleitungen verstehen und in einer technischen Beschreibung des Filmschnitts münden – für das Hollywoodkino der 40er und 50er Jahre wurde dieser Ansatz besonders intensiv durchdekliniert –, lassen demnach das Feld unbeachtet, das man, mit Eisenstein gesprochen, eine psychologische Wirklichkeit nennen könnte. Wie lässt sich aber über das Schneiden und Montieren schreiben, ohne sich auf technische Aspekte des Arrangements zu reduzieren? Schnitt und Montage funktionieren immerhin auf Basis notwendiger Regeln der Wahrnehmung, der Technik u.s.w. Wo endet das Handwerk und wo beginnt das intuitive Spiel mit den Möglichkeiten? Nimmt der schöpferische Prozess seinen Anfang am Schneidetisch, oder sind ihm bereits Bedingungen vorläufig, die nicht aus der Sache selbst ableitbar sind? „Die Befindlichkeit der Montage“ weiterlesen