I am the one and only

Kurz bevor sich Duncan Jones in seinem neuen Science-Fiction-Film „Source Code“, der 2011 in die Kinos kommt, mit dem Thema des Körpertauschs befasst, erscheint sein Film „Moon“, der ein ganz ähnliches Motiv behandelt, hierzulande auf DVD und Blu-ray-Disc. Der Film galt bereits im vorvergangenen Sommer auf dem Fantasy Filmfest als Überraschungserfolg, gerade weil die ruhige, elegische Erzählweise und die an Vorbilder wie „2001: Odyssee im Weltraum“ erinnernde Bildästhetik zusammen mit dem atemberaubenden Soundtrack Clint Mansells eine regelrechte Frischzellenkur für das Genre darstellte, in welchem zuletzt eigentlich vor allem Megalomanie vorherrschend war. Doch „Moon“ ist Kubricks Film in mehrfacher Hinsicht ähnlich, weil es mit ihm zentrale Motive teilt und diese neu bedenkt.

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Durchgänge ins Fantastische

Fast könnte man es für das ästhetische Abschreiten von Amplituden halten, was Terry Gilliam in seinen letzten drei Filmen vollführt: Nach seinem missratenen, einer vermeintlich düsteren deutschen Romantik nachhechelndem „The Brothers Grimm“ (2005) folgte im selben Jahr mit „Tideland“ (2005) eine verstörende Reise in die Fantasiewelt eines Mädchens, das den Tod des Vaters an einer Überdosis Rauschgift miterleben und verarbeiten muss. In der Diktion der Kurvendiskussion gesprochen, befindet sich Gilliam mit seinem aktuellen Film „Das Kabinett des Dr. Parnassus“ an einem Wendepunkt. Märchenhaft, aber nicht so märchenhaft wie „The Brothers Grimm“; psychonautisch, aber nicht so psychonautisch wie „Tideland“, bereitet er vielleicht alles für sein Lebenswerk „The Man who Killed Don Quichotte“ vor.

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Objects in the mirror are closer than they appear

Kim Sung-Hos „Into the Mirror“ von 2003 war ein recht eleganter Beitrag zur bis heute ungebrochenen Welle asiatischer Geisterfilme, der in allerlei Schnörkeln um den im Grunde schlichten Plot herum jede Möglichkeit nutzte, seine zentrale Spiegelmetapher auszureizen und zumindest visuell immer weiter zu treiben. Immer neue Rahmungen, Spiegelungen und Reflexionen zogen dem Betrachter den sicheren narrativen Boden unter den Füßen weg, bis Kim seine Erzählung in einer konsequenten und schlussendlich tieftraurigen Pointe kulminieren ließ. Mit „Mirrors“ legt Alexandre Aja nun seine Variation auf das Motiv für den US-Markt vor – und somit auch sein zweites Remake in Folge.

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The Jacket

Thomas Elsaesser kommt in seinem Essay „Was wäre, wenn du schon tot bist?“ auf eine Reihe von Filme zu sprechen, die sich, meist in motivischer Anlehnung an den film noir, mit den Verlust des Gedächtnisses und der damit verbundenen Krise männlicher Identität beschäftigen. Wichtig ist für ihn, dass sich diese Filme, zu denen er unter anderem „Fight Club“, „Lost Highway“ oder „Memento“ zählt, mit der Annahme des Todes des Helden beschäftigen, der sich durch sein Vergessen symbolisch immer auf der Seite der bereits Gestorbenen bewegt. Im Zuge dessen prägt er den Begriff des „post-mortem“-Kinos, Filme also die sich mit dem Vergessen, dem Bemühen um die Wiederholung des Vergessenen und dem Tod auseinandersetzen. Dieses Verhältnis von Vergessen, Wiederholen und Tod bestimmt auch John Mayburys Film „The Jacket“, der in Kürze auf DVD erscheinen wird.
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ADAPTATION

Charlie Kaufman (Nicolas Cage) geht nicht gerade zurückhaltend mit sich ins Gericht: zu dick, ausfallende Haare, zudem noch Scheiße geschnitten, keine Chancen beim weiblichen Geschlecht, was sich nicht nur an seinem äußeren Erscheinungsbild begründet, sondern vor allem – dessen ist er sich bewusst, was es nur noch schmerzlicher macht – auch an seiner allgegenwärtigen Angst vor dem Frauen, die er begehrenswert findet. Ein Komplexbündel erster Kajüte also und so etwas wird oft und gerne: Künstler. Kaufman ist so einer, ein ambitionierter Drehbuchautor nämlich, der sich hohen Idealen verpflichtet fühlt. Der neues schaffen, nie dagewesenes schreiben will. Obwohl sein Drehbuch zu BEING JOHN MALKOVICH derzeit mit prominenter Besetzung verfilmt wird, nagen an ihm die Zweifel. Ein neues Drehbuch will er schreiben, für einen Film über Blumen, in dem sich die Charaktere am Ende nicht, wie im Mainstreamfilm üblich, signifikant und zum Besseren wandeln, in dem keine Probleme gelöst, kein Drama aufgelöst wird – wie gesagt, ein Film über Blumen, eine Adaption des Dokumentarbuches „Der Orchideen-Dieb“ der Journalistin Susan Orlean (Meryl Streep) obendrein.
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