Kurzrezensionen Mai 2007

  • Marie-José Mondzain: Können Bilder Töten? Zürich/Berlin: diaphanes 2006.
  • Harun Maye/Hans Rainer Sepp (Hgg.): Phänomenologie und Gewalt. Würzburg: Königshausen & Neumann 2005.
  • Fellner, Markus (2006): Psycho Movie. Zur Konstruktion psychischer Störung im Film. Bielefeld: transcript 2006.
  • Stephan Günzel/Jörg Dünne (Hgg.): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006.
  • Roland Barthes: Wie zusammen leben. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2007.
  • Burkhardt Lindner (Hg.): Benjamin Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart: Metzler 2006.
  • Christian Kiening/Heinrich Adolf (Hgg.): Mittelalter im Film. Berlin: de Gruyter 2006.
  • Klaus Herding/Gerline Gehrig (Hgg.): Orte des Unheimlichen. Die Faszination verborgenen Grauens in Literatur und bildender Kunst. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006.
  • Thomas Hensel/Klaus Krüger/Tanja Michalsky (Hgg.): Das bewegte Bild. Film und Kunst. München: Fink 2006.


Können Bilder töten?

Die seit Jahrzehnten andauernden Diskussionen um Medienzensur, die einen Diskurs aus der Antike Griechenlands verlängern, zeigen eines deutlich: Die Angst vor der Macht des Bildes. Denn gerade die Bildmedien sind es, die den verstärkten Widerspruch der Kulturbewahrer immer wieder heraufbeschwören. Ihre Argumente reichen von einer das Individuum verderbenden Funktion der Medien bis hin zur Unterstellung von nicht wünschenswerten Nachahmungseffekten medialer Inhalte. Die französische Philosophin und Kunsttheoretikerin Marie-José Mondzain geht in ihrem Essay der Frage nach, ob die Medien wirklich die ihnen zugeschriebene Macht besitzen. Ihre Herangehensweise ist kultur- und kunstgeschichtlich, wenn sie die Entwicklung der Medienformen und deren Kritiker mit kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Tendenzen vom Beginn des Christentums bis in die Gegenwart des 11. September 2001 nachzeichnet. Dabei aspektiert sie nicht allein die offensichtliche Sichtbarkeit von Gewalt, sondern die Gewalt des Sichtbaren überhaupt, wie sie sich durch die Bildmedien in der Gesellschaft gespiegelt wird und tritt ein für ein konsequentes Einüben des Blickens.

Marie-José Mondzain: Können Bilder Töten? Zürich/Berlin: diaphanes 2006. 63 Seiten (Paperback), 9,90 Euro. Bei Amazon kaufen.

Quid ergo est violentia?

phaenomenologie_gewalt.jpgNeben der Splatterfilm-Tagung im Frühjahr 2003 veranstaltete das Berliner Graudiertenkolleg „Codierung von Gewalt im medialen Wandel“ Anfang Mai 2003 in Prag eine Tagung zur Phänomenologie der Gewalt. Aus dieser Tagung ist bereits Ende 2005 bei Königshausen & Neumann ein Sammelband zum Thema erschienen. Die Herausgeber Harun Maye und Hans Rainer Sepp versammeln darin 15 Beiträge, die einer dreifachen Fragestellung nachgehen: Wie lässt sich das „Gewalt“ aus phänomenologischer Perspektive untersuchen? Wie wird Gewalt medial verarbeitet und auf diese Weise ein Verstehen vorbereitet? Und: Welche verdeckten Gewaltstrukturen sind dem philosophischen und besonders dem phänomenologischen Denken bereits inhärent? Den Fragestellung folgend beschäftigt sich der Großteil der Aufsätze zunächst mit einer phänomenologischen Theorie der Gewalt und versucht diese mit den Theorien Husserls und anderer kompatibel zu machen. Eine zweite Abteilung diskutiert das Gewalt-Phänomen in der Literatur- und Kulturgeschichte (etwa bei Ernst Jünger) und versucht hier die Sinnschichten zu ermitteln. Um die mediale Vermittlung im Film kreisen zwei Beiträge, von denen einer Mel Gibsons „The Passion of Christ“ daraufhin untersucht, ob die Gewaltdarstellung des Films der Intention, die ihm sein Autor zuschreibt, nicht entgegenläuft. Der zweite Film-Text beschäftigt sich mit Stanley Kubricks filmischer Gewaltanalyse „Uhrwerk Orange“ und untersucht, auf welche Weise Kubrick die eigentlich maskierte Gewalt durch seine Darstellung dennoch fassbar zu machen in der Lage ist.

Harun Maye/Hans Rainer Sepp (Hgg.): Phänomenologie und Gewalt. Würzburg: Königshausen & Neumann 2005 (Orbis Phaenomenologicus), 280 Seiten (Paperback), 49,80 Euro. Bei Amazon kaufen.

Medientheorien

„Auch das Wort ‚Medium‘ ist ein interessantes Wort“, hat Hans-Georg Gadamer einmal festgestellt. Interessant ist es nicht nur wegen seiner ungeheuren Bedeutungsvielfalt, sondern auch wegen der bewegten Theoriegeschichte, mit der es verbunden ist. In der Junius-Einführungsreihe ist nun eine Monografie des Potsdamer Medienwissenschaftlers Dieter Mersch erschienen, der in die Bedeutungsvarianten und die Geschichte der Medientheorie einführt. Das 250 Seiten starke Bändchen geht dabei gleichermaßen historisch-genealogisch wie Disziplinen-geleitet vor: Von den Anfängen eines Denkens über Medien (das sich freilich noch gar nicht als solches verstanden hat) bei Platon bis hin zu Nietzsche über die sich als solche aus dem Marxismus generierende Medientheorie des frühen 20. Jahrhunderts (von Benjamin, Brecht und Balász über die Frankfurter Schule bis hin zu Enzensbergers einflussreiche Baukasten-Theorie), die kanadische Schule, die den Medienbegriff zur Bedeutungsexplosion gebracht hat, bis hin zu dezidierten Medienphilosophen wie Flusser, Baudrillard, Kittler, Luhmann und anderen. Mersch zeichnet die Entwicklungslinien zwischen seinen Theorie-Stationen deutlich nach, stellt die Denker und Schulen in den ihnen spezifischen Sichtweisen dar und bleibt dabei (was vor allem beim letzten Kapitel eine Leistung darstellt) verständlich und Verständnis vermittelnd. „Medientheorien zu Einführung“ steht damit in der besten Tradition der Junius-Einführungen, die sich seinerzeit vorgenommen hatten (nach gut-sozialistischem Vorbild) der Theorie aus den Händen der wenigen die Köpfe von vielen zu verhelfen.

Dieter Mersch: Medientheorien zur Einführung. Hamburg: Junius 2006, 250 Seiten (Paperback), 14,90 Euro. Bei Amazon kaufen.

Psycho Movies

Die Darstellung psychischer Störungen im Film hat oft wenig mit der Realität der Erkrankungen zu tun. Dennoch rekrutiert die Gesellschaft einen großen Teil ihres Wissens über Normalität und Abweichung aus diesen Angeboten. Markus Fellner widmet sich in seiner sozialpsychologischen und psychologischen Studie zu „Psycho Movies“ genau jenem Phänomen. „Psycho Movies“ sind ihmzufolge all jene Filme, in denen psychische Erkrankungen offen thematisiert werden, psychisch erkrankte Figuren oder Institutionen und Therapien eine Rolle spielen. 25 dieser Filme nimmt er dabei in näheren Augenschein, streift jedoch über 100 in seiner Arbeit kursorisch. Von der Darstellung der Psychiatrie und Psychotherapie über die Verbindung von Störung und Familie, Wahnsinn und Krieg bis hin zur Darstellung des Psychopathen reicht seine Perspektive. So sehr seine diskursanalytische Vorgehensweise dabei überzeugt, müssen etliche der Erkenntnisse jedoch schon wegen des hohen Anteils an filmhistorisch sachlichen Fehlern, Falschbeobachtungen und nicht zuletzt einer zeitweise überbordenden Ideologiekritik kritisch betrachtet werden. Auch wurde von Fellner nicht die gesamte einschlägige Fachliteratur (etwa Inga Goldes Dissertation zu einem ganz ähnlichen Thema) berücksichtigt.

Markus Fellner: Psycho Movies. Zur Konstruktion psychischer Störung im Spielfilm. Bielefeld: transcript 2006, 421 Seiten (Paperback), 29,80 Euro. Bei Amazon kaufen.

Raumfüllende Übersicht

Der „topological turn“, der die Kulturwissenschaften seit ein paar Jahren bestimmt, hat das Augenmerk der Theoriebildung auf die ästhetische, epistemologische und historische Funktion von Räumlichkeit gelenkt. Bisher sind zahlreiche Einzeluntersuchungen und Sammelbände erschienen, die sich einzelnen Aspekten dieser Forschungsrichtung widmen. Dass es jedoch bereits vor dem „turn“ Auseinandersetzungen mit dem Thema gab, liegt angesichts seiner Allgegenwärtigkeit und der von Kant postulierten Bedeutung des Raumes (und der Zeit) für die Vernunfttätigkeit nicht nur auf der Hand, sondern ist geradezu Voraussetzung für die neue Perspektive. Einen sehr guten Überblick über die Raumtheorie-Geschichte bieten Stephan Günzel und Jörg Dünne in ihrer vor kurzem bei Suhrkamp erschienen Anthologie. Darin versammeln sie Texte seit der frühen Neuzeit, die sich mit „Physik und Metaphysik des Raums“, „Phänomenologie der Räumlichkeit“, „körperlichen und technischen Räumen“, „sozialen Räumen“, „politisch-geographischen Räumen“ und „ästhetischen Räumen“ beschäftigen. Diese sechs Abteilungen werden von den Herausgebern und verschiedenen Autoren eingeleitet, wodurch der Band gleichzeitig die Zusammenhänge der auf den ersten Blick sehr heterogenen Zugänge herstellt und deren Bedeutung für die derzeitige Theorieentwicklung herausstellt. Dies und die ergänzende Auswahlbibliografie machen „Raumtheorie“ zu einem publizistisch-archimedischen Ausgangspunkt innerhalb der noch jungen Theoriedebatte um den „topological turn“.

Stephan Günzel/Jörg Dünne (Hgg.): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, 554 Seiten (Paperback), 18,00 Euro. Bei Amazon kaufen.

Idiorrhythmie

Die Kette an (Wieder)Veröffentlichungen der Texte Roland Barthes‘ im Suhrkamp-Verlag reißt glücklicherweise nicht ab. Nachdem zuletzt die lange Zeit vergriffenen frühen literaturwissenschaftlichen Texte neu aufgelegt wurden, ist Anfang des Jahres nun „Wie zusammen leben“ erschienen. Der Text basiert auf der ersten Vorlesung, die Barthes im Wintersemester 1977 am Collège de France gehalten hat. In ihr untersucht er Werke der Literaturgeschichte auf ihre sozialen Raumkonstruktionen hin – betreibt damit aber freilich keine Literatursoziologie, sondern etabliert seine Theorie der „Idiorrhythmie“, nach der verschiedenen Formen des Zusammenlebens beschrieben werden können. Wie in Barthes Denken üblich, bleiben die Erkenntnisse nicht auf die Literatur beschränkt, sondern fließen in eine Beschreibung von Lebensgemeinschafstypen der westlichen Gesellschaft überhaupt ein. Ebenfalls im Band befindet sich das Seminarmanuskript zur Veranstaltung „Was heißt: einen Diskurs führen?“ vom Januar und März 1977, in welchem Barthes seine eigenen Überlegungen zu einer Diskurstheorie vorstellt, die verschiedene Diskurstypen (Literatur, Psychologie, Psychoanalyse, Strukturalismus) miteinander verknüpft. Beide Manuskripte wurden sorgsam übersetzt – Auslassungen, Streichungen, Doppeldeutigkeiten und andere Bearbeitungen Barthes in Fußnoten vermerkt.

Roland Barthes: Wie zusammen leben. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2007, 183 Seiten (Paperback), 14,00 Euro. Bei Amazon kaufen.

Benjamin lesen …

Auf den ersten Blick scheint es paradox, das so vielfältige, oft fragmentarische und streckenweise aufgrund seiner Literarizität theoretisch häufig kaum fassbare Werk Walter Benjamins in einem Handbuch subsumieren zu wollen. Die notwendige Reduktion der Vielfalt und Interpretation der Vagheiten läuft einem solchen Projekt scheinbar zuwider. Und dennoch bietet das Benjamin-Handbuch, das vor kurzem im Metzler-Verlag erschienen ist, etwas, das bisherige Werke (etwa das zweibändige „Benjamins Begriffe“ aus dem Suhrkamp-Verlag) kaum vermochten: einen Überblick zu schaffen. Die zwei Abteilungen („Leben, Werk, Wirkung“ und „Analysen“) versuchen der geschilderten Problematik Herr zu werden, indem sie einerseits (im ersten Teil) die „Fakten“ zu Zeitgeschichte, Quellenstand und Rezeptionsgeschichte zusammenfassen und andererseits (im umfangreicheren „Analyse“-Teil) einen systematischen Zugang zu den zentralen Gegenständen der Benjamin-Forschung liefern. Diese Zugänge werden durch einzelne referatartige Artikel bereitgestellt, so dass es sich beim Benjamin-Handbuch weniger um ein Lexikon als vielmehr um eine auf den aktuellen Stand der Forschung gebrachte Aufsatzsammlung handelt. Damit ergänzt Burkhard Lindners Sammelband den vor 15 Jahren stattgefundenen „global Benjamin“-Kongress und das zu ihm erschienene, längst vergriffene zweibändige Werk an.

Burkhardt Lindner (Hg.): Bejamin Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart: Metzler 2006, 720 Seiten (gebunden), 64,95 Euro. Bei Amazon kaufen.

Das Vergangene im Gegenwärtigen

Was wir über das Mittelalter wissen, das wissen wir aus den Massenmedien: „Kein anderes Medium bestimmt das allgemeine Bild des Mittelalters im 20. Jahrhundert mehr als der Film.“ (Einleitung) Hatte sich die Mediävistik bis vor ein paar Jahren noch schwer damit getan, ihren oft rein diachronen Zugang zu den Artefakten einmal zu verlassen und gegenwärtige Auseinandersetzungen mit dem Mittelalter nicht allein als Rezeptionsforschung zu betreiben, so finden sich mittlerweile einige Untersuchungen, die die Frage des „Mittelalter-Diskurses“ in der zeitgenössischen Kultur untersuchen. So nun auch der bei de Gruyter erschienene Sammelband „Mittelalter im Film“, herausgegeben von dem Mediävisten Christian Kiening und dem Filmwissenschaftler Heinrich Adolf. Die dreizehn Texte des Bandes, übrigens sowohl von Mediävisten als auch von Filmwissenschaftlern verfasst, werfen einen Blick auf einzelne Produktionen wie auch Genres und Motivgeschichten, ohne dabei jemals den in der Vergangenheit häufig gehörten pikierten Ton der „sensationalistischen, inadäquaten Darstellung einer Epoche“ anzuschlagen. Die Aufteilung des Bandes in eine hundertseitige Exposition, darauf folgende Texte zu „historisch-mythischen Heroen“ und schließlich zu „paradigmatischen Filmen“ ist dabei klug gewählt, beschreitet sie doch genau jenen deduktiven Weg, der für die Phänomenologie eines so heterogenen „Genres“ wie dem Mittelalterfilm notwendig ist, um sich nicht in unsystematischen Einzelanalysen zu verlieren. Hervorhebenswert ist zudem der Apparat des Bandes, der eine 70-seitige, kommentierte Filmografie enthält.

Christian Kiening/Heinrich Adolf (Hgg.): Mittelalter im Film. Berlin: de Gruyter 2006, 462 Seiten (gebunden), 98,00 Euro. Bei Amazon kaufen.

Entborgenes Grauen

Zu den literaturwissenschaftlich einflussreichsten Texten Sigmund Freuds zählt sicherlich seine Untersuchung über das Unheimliche. Nicht nur, weil er darin selbst die Psychoanalyse zu einer möglichen Literaturpsychologie adaptiert, sondern auch, weil in der Theorie des Unheimlichen etliche Facetten der ästhetischen Moderne beschreibbar werden. Ausgehend von dieser Analyse und ihrer Einzelergebnisse (Dialektik von heimlich/unheimlich, Blickmotiv, der Automat als das Andere, …) steckt der von Klaus Herding und Gerlinde Gehrig herausgegebene Sammelband „Orte des Unheimlich“ das Terrain dieser Theorie ab. In 13 Beiträgen und drei Kategorien – „Unheimliche Orte im Text“, „Unheimliche Orte der Psyche“ und „Unheimliche Orte im Bild“ – wird anhand von Einzelanalysen Freuds Konzept aus der Literaturwissenschaft für die bildenden Künste fruchtbar gemacht. Darüber hinaus werden die ästhetischen Analysen zurück gebunden an eine Kulturtheorie, in der die „Verortung“ des Unheimlichen zur conditio humana der Moderne ab 1900 erklärt wird. „Orte des Unheimlichen“ ist damit vielleicht eine der originellsten Publikationen zu Freuds Text bislang, gerade weil es hier nicht mehr allein Psychologen und Literaturwissenschaftler, sondern vor allem Kunsthistoriker sind, die das Konzept durch ihre produktive Anwendungen erneut plausibilisieren.

Klaus Herding/Gerline Gehrig (Hgg.): Orte des Unheimlichen. Die Faszination verborgenen Grauens in Literatur und bildender Kunst. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006, 300 Seiten (Paperback), 29,90 Euro. Bei Amazon kaufen.

Theorie der siebten Kunst

Die Filmwissenschaft hat zu der bildenden Kunst weit weniger Berührungsängste als die Kunstwissenschaft zum Film. Diesen Umstand sehen die Herausgeber des Sammelbandes „Das bewegte Bild. Film als Kunst“ als Anlass für ihre Publikation, die auf eine im März 2002 in Frankfurt am Main stattgefundene Tagung zurückgeht. Um zu beweisen, dass die seit langem (etwa von Béla Balász, Erwin Panofsky oder Sergej Eisenstein) schon eingeforderte Beschäftigung der Kunstwissenschaften mit dem Film originelle Zugangsweisen und Ergebnisse zu Tage fördert, waren ausschließlich Kunsttheoretiker und -historiker eingeladen, sich mit Texten am Band zu beteiligen. In vier Abteilungen wird ein Blick auf historische Parallelen von Film- und Kunstgeschichte geworfen, über die Beziehung des Films zur Portraitmalerei (und zu Portraits im Film) reflektiert, Filmkünstlerische Arbeiten (etwa Videokunst) untersucht und schließlich das dem Film genuine kunsthistorische und -ästhetische Interesse offengelegt. Die einzelnen Texte sind trotz aller Abstraktion immer scharf am Gegenstand – zumeist einem speziellen Film, Regisseur oder Motiv – ausgerichtet. So finden sich beispielsweise neben Hans Beltings Betrachtungen zur Videokunst von Hiroshi Sugimoto Analysen zur Frage der Medientheorie in Lynchs „Lost Highway“ (Tanja Michalsky) oder Motivuntersuchungen zur Hochhausarchitektur im Film (Andres Janser). Die Themen sind also vielfältig gewählt und die Herangehensweise originell. „Das bewegte Bild“ bietet damit für Kunstwissenschaftler einen sehr guten Einstieg in die Beschäftigung mit der „siebten Kunst“ und für Filmwissenschaftler einige originelle neue Betrachtungsweisen ihre Gegenstandsbereiches.

Thomas Hensel/Klaus Krüger/Tanja Michalsky (Hgg.): Das bewegte Bild. Film und Kunst. München: Fink 2006. 462 Seiten (Paperback), 49,90 Euro. Bei Amazon kaufen.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.