„I want to apologize“

… to Mike’s mom and Joshes‘ mom and my mom and I’m sorry to everyone.“ Dieser Satz bildet den Anfang von Heathers Videotestament in Blair Witch Project, einem der Kinohöhepunkte des vergangenen Jahres. Blair Witch Project war lange vor dem Kinostart in den USA bereits in aller Munde, denn die beiden Regisseure Myrick und Sanchez hatten alle Register gezogen, um für ihre coming attaction zu werben. Und so war der Film, der in der Produktion abenteuerlich günstig gewesen ist, bald der erfolgreichste aller Zeiten (setzt man die Einnahmen zu den Ausgaben ins Verhältnis). Und nicht zu unrecht: Als Geheimtipp galt die Geschichte und wurde oft weiter empfohlen als „der gruseligste Film aller Zeiten“, der selbst hartgesottenen Zombiefilmfans noch Angst und schrecken einjagt.


Erzählt wird die Geschichte der drei Studenten Heather (Heather Donahue), Mike (Michael Williams) und Josh (Joshua Leonard), die im Wald von Maryland einen Dokumentarfilm über einen uralten Hexenmythos drehen wollen. Alle drei machen sich einen Spaß daraus, wenn sie ahnungsvoll-ängstliche Kommentare von den Bewohnern der Orte um den Wald bekommen. Bald schon brechen die drei auf, um im Wald auf den Spuren der Hexe von Blair das Geheimnis zu lüften. Was als spaßiges Abenteuer beginnt nimmt bald schon unheimliche Formen an: Nächtliche Geräusche im Wald, die nicht von Tieren stammen können, der Verlust der Karte und dann zwangsläufig das Verirren im Wald. Die Aggressionen innerhalb der Gruppe werden immer heftiger und der Terror von Außen, von dem niemand weiß, ob seine Quelle erklärbar ist, nimmt zu. Viel mehr über den Inhalt des Films zu verraten wäre unfair.

Wer ihn im Kino nicht gesehen hat, kann Blair Witch Project nun auf Video bekommen. Die Ästhetik des Film beruht auf dem Prinzip des Authentischen – das macht den Grusel erst aus: Der Film, den man sieht, gibt vor, das gefundene Material zu sein, dass die drei verschollenen Studenten gedreht haben. So wird man direkt in die Geschehnisse hineingezogen, denn – im Gegensatz zu zahlreichen anderen Gruselfilmen – weiß man zu keiner Zeit mehr als die Protagonisten. Die Ästhetik ist damit und mit der Tatsache, dass (ganz im Dogma 95-Stil) alles mit Handkamera, ohne große Beleuchtungsmaschinerie und natürlich ohne Spezialeffekte hergestellt wurde (im Film fließt kein Tropfen Blut!), revolutionär. Allerdings ist sie trotz des Einsatzes von Videokameras auf das Kinoformat angewiesen. Denn nur im dunklen Kinosaal, in dem nichts anderes als die Leinwand zu sehen ist und in dem sich die Geräusche des Waldes richtig zu entfalten wissen, kann der Thrill entstehen. Daher sollte man sich nicht mit der Sichtung auf Video begnügen und die nächste Wiederaufführung von Blair Witch Project im Kino auf keinen Fall versäumen.

Stefan Höltgen

The Blair Witch Project
USA 1999
Regie, Buch & Schnitt: Daniel Myrick & Eduardo Sanchez
Kamera: Neal Fredericks
Musik: Antonio Cora
Darst.: Heather Donahue, Michale Williams, Joshua Leonard

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