Grausamkeitsspirale

Die Vorstellung, etwas immer und immer wieder erleben zu müssen, hat nicht nur für Spielfilmprotagonisten etwas von der Hölle: Auch die christliche Höllenvorstellung selbst operiert mit dem Motiv der endlosen Wiederholung von Qualen als Strafe für die Sünden. Jeffrey und Joshau Crooks Mysterythriller „Gruesome“ versucht diese Erfahrung nun auch für den Zuschauer plastisch zu machen – leider auf nicht durchweg positive Weise: Für ihn werden die Wiederholungen selbst zur Qual.

Es sind die Wiederholungen, die die 19jährige Schülerin Claire (Lauren Currie Lewis) durchlebt: Immer wieder träumt sie davon, von einem Mann verfolgt, brutal überwältigt und ermordet zu werden. Doch auch im Wachzustand scheint der Mann präsent zu sein. Als Claire ihrem Freund Jimmy (Cody Darbe) und ihrer besten Freundin Jen (Jes dDeLong) von ihren Déjà-vu-Erfahrungen berichtet, stößt sie auf Unverständnis und entdeckt sogar Hinweise darauf, dass diese selbst in ihren Alpraum verstrickt sind. Dann taucht der Unheimliche abermals auf, überfällt Claire und abermals wacht sie auf und muss feststellen, dass alles nur ein Traum war. Diese Struktur wiederholt sich immer und immer wieder. Erst als sie beginnt, Nachforschungen über den sie verfolgenden Mann anzustellen, kommt sie einer Wahrheit auf die Spur, die sie zu sich selbst zurückführt und die ihr offenbart, dass alles noch viel schrecklicher ist, als sie sich Träumen lassen könnte. Dann wacht sie wieder auf.

Die Variaton des „A Nightmare on Elm Street“-Stoffes, in dem Jugendliche in ihren Träumen von einem Serienmörder verfolgt und schließlich getötet werden, glückt GRUESOME nicht. Dies liegt vor allem daran, dass der Traum-im-Traum-Struktur bald schon kein horribles Potenzial mehr zu entlocken ist; bereits nach dem ersten Aufwachen ist der Zuschauer mit dem Wissen gerüstet, dass alles nicht wirklich ist, dass er sich selbst angesichts schlimmster Grausamkeiten zurücklehnen und auf das sichere Aufwachen der Protagonistin warten kann. Und dieses Aufwachen kommt jedesmal daher wie ein kleiner Plottwist, der den Versucht der Erzählprogression immer wieder unterminiert und damit auch das Besreben des Zuschauers, das Erzählganze zu durchdringen, konterkariert. So kann dieser schließlich nur noch auf die Auflösung des Ganzen warten, die sich dann auch einstellt und nicht minder „überraschend“ im enttäuschenden Sinne wirkt. Unterdessen hat er jedoch viel über Spannungskonstruktion durch Kamera- und Musikeinsatz gelernt – darin versteht der Film sich nämlich bestens.

Gruesome
(Salvage, USA 2006)
Regie: Josh & Jeffrey Crook; Musik: Evan Wilson; Kamera: John Ashmore; Schnitt: Josh Crook
Darsteller: Lauren Currie Lewis, Cody Darbe, Chris Ferry, Maureen Olander, John P. Miller u. a.
Länge: 80 Minuten
Verleih: Galileo

Die DVD von Galileo

Bild:  16:9
Ton: Deutsch (DD 5.1), Englisch
Untertitel: Deutsch
FSK: ab 18 Jahren
Preis: 14,98 Euro

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