Ein Film wie ein Monster

Was ist ein Monster? Herkömmlich bezeichnet der Begriff ein von der Norm stark abweichendes, deformiertes Wesen, einen unharmonischen Körper, eine Verflechtung von Mensch und Tier. Die Figur des Monsters wurde allerdings bereits im Zuge der Aufklärung aus dem Volksglauben, und schnell auch aus der Fiktion säkularisiert. Wenn also ein Film in der heutigen Zeit noch das Wort „Monster“ programmatisch und wortgetreu verwendet, verspricht dies eine polarisierende Vorstellung.

„Jack Brooks: Monster Slayer“ ist die Geschichte des jungen Klempners Jack (Trevor Matthews), dessen Leben seit dem Tod seiner Eltern stagniert. Als er ein kleiner Junge war, tötete ein Monster seine kleine Schwester sowie seine Eltern, während er wie gelähmt zusah. Völlig traumatisiert macht sich Jack bis heute Vorwürfe, den Eltern nicht geholfen zu haben. Er leidet unter einer Aggressionsstörung und wird bei geringster Reizung direkt ausfallend; sein Psychologe konnte ihm bis dato auch nicht helfen, das Trauma zu bewältigen. Erst als sein Abendschullehrer Professor Crowley (Robert Englund, das heimliche Highlight dieses Films) sich nach Verzehr eines Dämonenherzens, das er in einer Kiste in seinem Garten fand, in ein Monster verwandelt, wird Jacks Bestimmung klar. Er muss die Welt von Monstern befreien.

Im Folgenden betrachtet nun der Zuschauer, wie sich die Ereignisse langsam, allzu langsam entfalten. Die Entwicklung hin zum Showdown wird mittels nicht funktionierender Situationskomik und vermeintlich seriöser Szenen hinausgezögert. Der Film kann sich nicht entscheiden, was er sein möchte: sehr viele ‚ernste’ Momente, zum Beispiel mit Jacks Therapeut oder seinen Beziehungsproblemen sollen eventuell für Charaktertiefe sorgen, doch wirken sie lediglich arbiträr. Teilweise erinnert er an einen High School-Problemfilm aus den 80ern, bis dann nach ¾ der Story endlich die versprochenen Monster auftauchen, die stellenweise auch als Dämonen bezeichnet werden. Demnach ist der Film sich nicht einmal in der Terminologie schlüssig.

Wenn ein Psychogramm hier tatsächlich die Absicht war, wäre man mit einem anderen Format besser gefahren. Die Story entkräftet alles, was auf der psychologischen Ebene passieren könnte. In einem anderen Setting hätte man zugestehen können, dass hier ein Re-Framing von Jacks Gewalt stattfindet, die in einem neuen Rahmen plötzlich nützlich wird. Doch hier kann man ich das nur schwerlich herbei reden. Es hätte sogar unter Zuhilfenahme von Monstern funktioniert, wenn diese ein prägnanterer Teil des Plots gewesen wären.

Als endlich der Kampf gegen den Endgegner bevorsteht, ist man erleichtert, da das Ende des Films in greifbare Nähe rückt. Das eigentliche „monster slaying“, welches der Filmtitel verspricht, ist reduziert auf weniger als zehn Minuten, und setzt erst nach über 60 Minuten des Films ein. Eine derartige Durststrecke hin zum Ende hätte die bewährte Drei-Akt-Struktur der Dramaturgie eventuell verhindert, hätte man sich an sie gehalten.

“Jack Brooks“ ist selbst einem bekennenden Fan von Trash-Filmen wie „Basket Case“ oder „Troll 2“, wie die Verfasserin dieses Textes einer ist, zu lächerlich. Der Film ist zu flach, um ihn aus Unterhaltungsgründen zu sichten, man kann sich nicht einmal darüber lustig machen. Gute Ausleuchtung und Körnigkeit sowie ein passabler Einsatz von Filtern geben diesem Film auf ästhetischer Ebene nicht direkt das Flair eines B-Movies, doch die Pappmaché-Monster sowie der überzogene Verdauungshumor mit viel Erbrochenem im letzten Abschnitt des Films sprechen für sich.

Ein junges, unbedarftes Publikum könnte an diesem Film Spaß haben, doch für alte Hasen in Sachen Horror, Trash und Splatter ist dieser Film nicht zu empfehlen. Der auf der DVD-Hülle angepriesene Spaß wollte sich einfach nicht einstellen, die Suche nach den Elementen, die den Film vermeintlich zu einer Mischung aus „Hellboy“ und „Tanz der Teufel“ machten, blieb erfolglos. „Jack Brooks“ ist anscheinend nicht trashig genug. Vergleicht man ihn mit einem Film wie „My Name is Bruce“, so wirkt er zunehmend blass. Bruce Campbells Films war so selbstreflexiv und ironisch übertrieben, dass er funktionierte. „Jack Brooks: Monster Slayer“ hingegen ist weder Fleisch noch Fisch, ein Film wie ein Monster: ungestalt und irgendwie erschreckend.

Jack Brooks: Monster Slayer
(USA 2007)
Regie: Jon Knautz; Buch: Jon Ainslie; Musik: Ryan Shore; Kamera: Joshua Allen; Schnitt: Matthew Brulotte
Darsteller: Robert Englund, Trevor Matthews, Daniel Kash, Rachel Skarsten, James A. Woods, Ashley Bryant, Stefanie Drummond, Meghanne Kessels, David Fox u. a.
Länge: 85 min.
Verleih: EuroVideo

Die DVD von EuroVideo

Die Bild- und Tonqualität dieser DVD sind gut, das Bild wurde auf der Farbebene mit einem Filter nachbearbeitet. Wirklich spürbar wird die Tonqualität erst im letzten Abschnitt des Films, als die Handlung vorangeht, doch da gibt dann auch nichts einzuwenden; für eine Low-Budget-Produktion ist es recht passabel. In Sachen Extras liefert diese DVD ein sehr umfangreiches Angebot, da u.a. das Making Of und auch die Make-Up- und Musik-Produktion mit einer Laufzeit von über einer Stunde beleuchtet werden.

Die Ausstattung der DVD in Einzelnen:

  • Bild: 1,85:1 (Anamorph 16:9)
  • Sprachen/Ton: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 5.1)
  • Untertitel: Deutsch
  • Extras: Making Of; Trailer; Behind the Scenes; Creating the Monsters; Welt Premiere; Creating the Music; Deleted Scenes, Storyboard Comparison, Teen Massacre (Kurzfilm), Making Teen Massacre
  • FSK: ab 16 Jahren
  • Preis: 14,99 Euro

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Jana Toppe

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