Buuh!

Was braucht man, wenn man heute einen guten Gruselfilm veröffentlichen will? Ein paar unbedarfte, sexuell aktive, Jugendliche, die ihren Spaß haben wollen, eine(r) davon am besten neurotisch oder traumatisiert, ein altes Haus, in dem in der Vergangenheit etwas fürchterliches passiert ist (nebst Rückblenden, die das zeigen), ein paar Geister, am besten Kinder, die sich wackelnd und zuckend vor der Kamera bewegen, ein paar Splattereffekte, ein paar Soundtrack-Knalle, ein paar Leichen, die noch leben, … die Liste könnte fortgesetzt und ergänzt werden um Details (ein Klavier, das von selbst spielt, ein alter, zerfetzter Teddy-Bär, der einem zu tode gekommenen Kind gehört, …). Anthony Ferarntes „Boo!“ vereint all diese Zutaten in sich und endet in einem Desaster.

Ein solches Konglomerat an Zutaten lässt nicht mehr viel Platz für Handlung; und die fällt deshalb knappstmöglich aus: Zwei Teenager-Pärchen wollchen die Halloween-Nacht in einem verlassenen Krankenhaus verbringen. Bald schon stellen sie fest, das die von einem Freund dort vorbereitete Gruselshow durch ein paar echte Geister bereichtert wird: In dem Krankenhaus, genauer gesagt auf Station 3, hat es vor Jahren eine Feuersbrunst gegeben, die ein Insasse ausgelöst hat, um zu fliehen. Leider ist ihm dies nicht gelungen: Er verbrannte mit vielen anderen und spukt seither dort herum – auf der Suche nach einem neuen Körper, um die Klinik endlich verlassen zu können. Diesen hofft er jetzt von den Teenies bekommen zu können. Eines der beiden Mädchen hat in besagtem Krankenhaus die Mutter verloren und nutzt die Geisterjagd nun gleich zu einer Aufarbeitung ihres Traumas.

„Boo!“ ist eine Frechheit sondergleichen. „Viel hilft viel“, muss sich vormaliger Special-Effects-Macher und jetztiger Regisseur Anthony Ferrante gedacht haben, als es daran ging, den Film mit Effekten auszustatten. Jedes, aber auch wirklich jedes Horrorfilm-Klischee findet sich in hier wieder. Die Vorhersehbarkeit, mit der die Zutaten ins Bild gerückt werden, ist dabei nicht einmal das ärgerlichste. Es ist der ernsthafte Gestus, die Naivität, mit der uns das alles präsentiert wird, als wäre es brandneu. Schon zu Beginn, als eine Szene des Prologs aus „Scream“ recht plump zitiert wird, hält es der Film nicht für nötig, sich ironisch von seiner Quelle zu distanzieren. Und so geht es dann auch weiter: Vom Haunted-Hous-Film bis hin zum Scary-Child-Movie wird abstands- und sinnlos alles in „Boo!“ hinein verfrachtet, was nach Erfolg riecht. Herauskommen sollte dabei ein Gruselfilm nach Rezept, der auf jeden Fall funktioniert. Herausgekommen ist dabei einer der plumpesten und dümmsten Streifen der Horrorfilmgeschichte.

Boo!
(USA 2004)
Regie & Buch: Anthony C. Ferrante, Kamera: Carl Bartels, Schnitt: Chris Conlee
Darsteller: Trish Coren, M. Steven Felty, Jilon Ghai, Josh Holt, Taylor Hurley
Länge: 96 Minuten
Verleih: n.n.

Stefan Höltgen

Eine Antwort auf „Buuh!“

  1. In der Tat ist „Boo“ einer der schlechtesten Horrorfilme, den ich seit „The Backlot Murders“ gesehen hab.
    Es ist alles (und damit meine ich alles) sowas von typisch und klischeehaft.
    Die Schauspieler sind total untalentiert und handeln wie im Bilderbuch.
    Auch als alles ausser Kontrolle gerät, benehmen sich die Jugendlichen ganz locker und haben den ein oder anderen coolen Spruch auf Lager, wo sich jeder andere in die Hose machen würde.
    Das einzige Pro, meiner Meinung nach, sind die Specialeffects. Das wars aber auch.

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