Auch „Kult“ kommt von „können“

1964 drehte Herschell Gordon Lewis mit „2000 Maniacs“ die erste Splatter-Komödie der Filmgechichte: Vier junge Leute gelangen durch den hinterhältigen Plan revanchistischer Südstaatler in ein Zweitausendseelenkaff, in dem sie freundliche empfangen, aber unfreundlich als Höhepunkt eines Festes grausam getötet werden. Begleitet werden die stattfindenden Blutorgien von der freundlichen Südstaatensonne, leensfroher Banjo-Musik und einem hochgradigen Mangel der Unterscheidungsfähigkeit von Normalität und Wahnsinn, der in dem Ort grassiert. Heute, genau 40 Jahre später, inszeniert Matthew Leutwyler den nahezu selben Stoff noch einmal. Nun sind es sechs Teenager, die in die Fänge eines mysteriösen Zolmbie-Kultes geraten. In „Dead and Breakfast“ kommt es schließlich auch zur Blutorgie, als der gesamte zombifizierte Ort auf die durchaus wehrhaften Jugendlichen trifft.


Matthew Leutwyler hat sich wenig vorgenommen und scheitert damit dennoch: Seine Splatter-Komödie kommt über die sattsam bekannten „starken Sprüche“ der Charaktere und die im Verlauf der Genregechichte zu genüge inszenierten kreativen Tötungsarten kaum hinaus. Einzig im Versuch, das Geschehen wie einen Comic zu strukturieren und durch Buntstiftzeichnung-Inserts in Kapitel zu teilen, finden sich einige originelle Effekte. Die Inszenierung selbst jedoch bleibt streng der – im übrigen nicht genannten – 40 Jahre alten Vorlage verhaftet: Sogar die alles kommentierende Banjo-Band baut Leutwyler in seinen Film ein. Diese rekapituliert das Gesehene und deutet das kommende in ihren Liedern an – ein Verfahren, dass auch die Farelli-Brothers in „Mad about Mary“ bereits gekonnt eingesetzt haben.

„Dead and Breakfast“ operiert ganz offensichtlich mit dem Kultstatus, den er aus seinen grotesken Zerstückelungsorgien zu bilden versucht. Bei all seinen Spezialeffekt-Eskapaden verliert er zunehmend das Interesse für seine Story. Konnte sich Herschell Gordon Lewis seinerzeit noch erlauben, einen eindimensionalen Plot als Aufhänger für seine Splattersezenen zu erzählen, so fällt dies bei „Dead and Breakfast“ äußerst unangehem ins Gewicht. Es gibt eben keinen Neuigkeitswert mehr in Sachen Spezialeffekte. Der Rückbesinnung auf den Plot, die der Splatterfilm folgerichtig seit Peter Jackson genommen hat, kann man als Genrezuschauer daher schon fast zu Dank verpflichtet sein. Und deshalb langweilt etwa ein über endlose Sekunden auf einer Blutlache ausrutschender Protagonist mehr, als dass er zu Lachen oder auch nur zum Schmunzeln anregen könnte. „Dead and Breakfast“ ist vielleicht nicht unbedingt ein schlechter, aber ein äußerst durchschnittlicher Film geworden – zum Kultklassiker, der er so gern sein möchte, fehlt ihm indes alles.

Dead and Breakfast
USA 2004
Regie: Matthew Leutwyler

Stefan Höltgen

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