Aliens prefer to be blondes

Man hat sich im Zuge der „Teenysierung“ des Horrorfilms seit 1996 ja einiges ein- und gefallen lassen (müssen): Gemeingefährliche Lehrer („The Faculty“) böse Serienmörder, die Vergangenes rächen („I know what you did …“), böse Serienmörder, die Jungfräulichkeit rächen („Cherry Falls“), Eltern, die sich gegen ihre Kinder verschwören („Disturbing Behaviour“). Die Varianten scheinen unerschöpflich – aber auch nur deswegen, weil sich am großen Plot-Konstrukt nie etwas ändert – allenfalls die Bedrohung mal aus einer anderen Richtung kommt. Eine Bedrohung die es oft nur auf eines abgesehen hat: Das Erwachsenwerden der Teenager, das sich durch Geschlechtsreife kennzeichnet, zu unterdrücken.


Der Konflikt in „Decoys“ entsteht aus der selben Motivation. Ort der Handlung ist (wieder einmal) ein Universitätscampus, an dem es lt. „Porky’s“ und „Eis am Stiel“ ja schon immer besonders frivol zugegangen sein soll. Bedroht sind dieses Mal die Männer und zwar von der Begierde heranwachsender Blondinen (und deren Libido). Bald schon stellt sich nämlich heraus, dass just diese Blondinen Aliens aus dem Weltraum sind, die nicht nur einen Hang zur „Reiterstellung“ haben, sondern diese auch noch dazu ausnutzen, die unter ihnen liegenden männlichen Opfer beim Orgasmus mit aus ihnen hervorspringenden Tentakeln zu töten. Die Todesart ist dabei besonders interessant: Sie vereisen ihre Opfer von innen her.

Ein wohliges Gähnen könnte einem angesichts dieser Variante des Immergleichen entfahren, wenn wir es bei „Decoys“ nicht mit einem besonders dummdreisten puritanischen Vorurteil zu tun bekämen, das wie die Faust auf’s Auge zur „AIDS-Politik“ der Bush-Administration passte. Das Böse geht natürlich – wie immer im Teenhorrorfilm – vom Sexdrang der Jugend aus. Doch hier kommt zusätzlich auch noch die böse Promiskuität ins Spiel, die von Auß(erirdisch)en in die Welt der um ihre Seelenheil bedachten Jungs gerät. Welche Waffen die blonden Alien-Queens dabai auffahren, um die Jungs um den Verstand zu bringen, ist schon beachtlich. Dass dabei – der Film wird Opfer seiner eigene Prüderie – kein Quadratzentimeter Haut gezeigt wird, stört fast weniger als die Tatsache, dass sowieso alle Frauen übel sind und immer schon eine Bedrohung für Libido, Leib und Leben des ansonsten strebsamen Studenten.

Aber man lässt „Decoys“ durch die struktur-interpretierende Schelte eigentlich schon mehr Aufmerksamkeit angedeihen, als der Film verdient hat. Denn auch auf der ästhetischen Seite überzeugt er in keiner Weise: Altbackene Inszenierung des Grauens wechselt sich ab mit Party-Bildern zu Gitarrenmusik, dann wieder vermeintlich heße Sexszenen. Die Jugend also wie sie rockt und fickt – da muss es einem selbst recht kalt ums Gemüt wird. Und wenn sich im Finale dann das offenbart, was ohnehin schon nach zehn Minuten klar war – nämlich, dass der ewig-verderbliche Charakter des Weibes keine Ausnahmen kennt – dann bleibt einem nur noch, über die unlogischen Kapriolen zu schmunzeln, mit der Kino-Dilett… äh -Debütant Hastings dieses finale Geheimnis 90 Minuten lang zu kaschieren versucht hat.

Decoys
(Kanada 2004)
Regie: Matthew Hastings

Stefan Höltgen

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