Impressionen aus der Hölle

Sergio Corbuccis „Django“ gehört zusammen mit Sergio Leones Western zu den Filmen, die das Genre des Italo-Westerns definierten. Verbitterte, zynische Revolverhelden, die in der trostlosen Ödnis der amerikanischen (bzw. jugoslawischen) Prärie Tod und Verderben über skrupellose Viehbarone, Eisenbahner oder brutale Generäle brachten und am Ende wieder in dem Nichts verschwanden, aus dem sie zu Beginn gekommen waren: so sah die Bilderwelt des italienischen Western aus, die sich radikal von den romantisierenden Heldengeschichten ihrer amerikanischen Vorbilder unterschied.

Während Leone den Italowestern mit seiner Adaption von Kurosawas „Yojimbo“ in „Für eine Handvoll Dollar“ erfand, entwickelte er dieses Genre in seinen folgenden Filmen „Für ein paar Dollar mehr“, „Zwei glorreiche Halunken“ und natürlich „Spiel mir das Lied vom Tod“ weiter in Richtung des breit angelegten Historienfilms mit mythologisierendem Einschlag. Prägend waren vor allem seine Regieeinfälle: Hier seien nur die mit Close-Ups zerdehnten Revolverduelle genannt, die heute zum Instrumentarium eines jeden Actionfilms zählen. Corbuccis Film nimmt sich gegen Leones epische Werke zwar beinahe wie eine Miniatur aus, dennoch lässt sich sein Einfluss kaum überschätzen.

In der Figur des einsamen Rächers Django, sehr überzeugend dargestellt vom damals erst 23-jährigen Franco Nero, findet der Italo-Western seinen wohl einprägsamsten und markantesten Helden, der bereits alle typischen Merkmale späterer Italowestern-Figuren aufweist: Er kommt zu Beginn des Films, der mit seinem melancholischen Titelsong eher wie ein Ende wirkt, aus dem Nichts, seine Geschichte bleibt rätselhaft. Das Schicksal führt ihn an einen Ort, der höllische Züge aufweist, um dort als Racheengel die verlorene Ordnung wiederherzustellen und anschließend genauso zu verschwinden wie er gekommen ist. Der Sarg, den Django hinter sich herzieht, und die roten Ku-Klux-Klan-Masken der Bösewichter spiegeln den überbordenden Symbolgehalt des Italowesterns wieder, der in späteren Genrevertretern zum reinen Gimmick werden sollte. Corbuccis Film ist nach den kunstfertigen Filmen Leones wohl der Film, der den Italowestern für das Unterhaltungskino trivialisiert hat. Das lässt sich nicht zuletzt daran ablesen, dass in den Jahren danach nahezu jeder Italowestern in Deutschland den Erfolg versprechenden Django-Stempel aufgedrückt bekam. Die Zahl der vermeintlichen Sequels ist jedenfalls Legion. „Django“ ist also auch heute noch filmhistorisch bedeutsam. Aber er ist viel mehr: Corbuccis Film wirkt immer noch frisch, sein Nihilismus trifft den Zuschauer heute wie damals, die Bilder haben nichts von ihrer Durchschlagskraft verloren. Ein Meisterwerk, ohne Wenn und Aber.

Django
(Django, Italien/Spanien/Frankreich 1966)
Regie: Sergio Corbucci, Drehbuch: Geoffrey Copleston, Segio Corbucci, Bruno Corbucci, Kamera: Enzo Barboni, Musik: Luis Enríquez Bacalov, Schnitt: Nino Baragli, Sergio Montanari
Darsteller: Franco Nero (Django), José Bódalo (Gen. Hugo Rodriguez), Loredana Nusciak (Maria), Ángel Álvarez (Nataniele), Eduardo Fajardo (Maj. Jackson)
Kinowelt
ca. 88 Minuten


Zur DVD von Kinowelt:

Die Ausstattung von „Django“ gleicht der US-DVD von Blue Underground: Die Bildqualität ist abgesehen von einigen kurzen Bildstörungen, die wohl auf das Alter des Materials zurückzuführen sind, ausgezeichnet. Neben den üblichen Trailern findet sich noch ein ca. 15-minütiger Film auf der DVD, in dem Franco Nero und Ruggero Deodato, der damalige Regieassistent Corbuccis, von den Dreharbeiten erzählen. Die DVD erscheint in zwei verschiedenen Versionen: in einer ungeschnittenen Fassung ohne Jugendfreigabe sowie in einer um ca. fünf Minuten gekürzten Version, die ab 16 Jahren freigegeben ist.

Zur Ausstattung der DVD:
Bild: 1.66:1
Ton: Deutsch: Mono, Dolby Digital; Italienisch: Mono, Dolby Digital
Länge: 88 Minuten (ohne Jugendfreigabe), 83 Minuten (FSK 16)
Extras: Filmografien, Trailer, Dokumentation: „Django – The one and only“
FSK: 16
Preis: 8,99 Euro

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