Vorsicht Bluter!

Das College ist vorbei und die fünf Freunde Karen, Paul, Bert, Marcy und Jeff beschließen, in einer Waldhütte ein wenig Urlaub zu machen. Das Ganze beginnt als fröhlicher Urlaub im Redneck-Gebiet: Während Marcy und Jeff miteinander ihren sexuellen Obssessionen folgen, versucht der eher schüchterne Paul seine Freundschaft zu Karen zu vertiefen. Bert indes geht Eichhörnchen schießen – „because they’re gay“. Dabei begegnet er einem offensichtlich kranken Mann, der am ganzen Körper blutet und um Hilfe bittet. Mit dem Gewehr hält Paul ihn auf Distanz und verspricht ihm, Hilfe zu holen. Bei dem Versprechen bleibt es allerdings.


Als der Mann am Abend dann vor der Waldhütte steht und Einlass begehrt, nimmt das Übel seinen Lauf. Die fünf verjagen ihn, nicht ohne ihn zuvor noch verprügelt und angezündet zu haben. Der brennede Mann verschwindet im Wald und – was unsere Helden nicht wissen – springt in die regionale Wasserversorgung, um sich selbst zu löschen. Dort stirbt & verdirbt er und erhält posthum – in Form seiner Krankheitserreger – durch die Wasserleitung doch noch Einlass in die Waldhütte. Als erste erkrankt Karen und wird recht unsanft von der Gruppe separiert. Die anderen infizieren sich jedoch auch bald. Bei mehreren Versuch, im nahegelegenen Ort Hilfe zu holen, stoßen die jungen Leute auf teilweise erheblichen Widerstand und werden sogar von der Polizei mit Waffengewalt verjagt. Die Krankheit, die sie haben, hat einen schlechten Ruf … und sie scheint so infektiös wie unheilbar zu sein.

„Cabin Fever“ kann und will sich nicht entscheiden, ob er eine schwarze Komödie oder ein finsterer Horrorfilm mit witzigen Einlagen sein soll. Und damit präsentiert er eine Erzählung, die unablässig zwischen komischen Teenager-Allüren, exzessivem Splatter und zynischer Selbstjustiz changiert. Immer dann, wenn der Zuschauer gerade Zeuge des unglaublichen Gewaltpotenzials wurde, das hinter der Angst der Gruppe, sich zu infizieren, lauert, wird er mit den grotesken Folgen dieser Gewalt konfrontiert, nur um gleich darauf wieder in Ekel und Grauen gestürzt zu werden. Die Charaktere der jungen Leute werden durch diesen ständigen Wechsel besonders plastisch: Der Eichhörnchenjäger entpuppt sich als extremer Darwinist, die voll auf ihre sexuelle Attraktivität fixierte Marcy sieht sich mit den Folgen der Fäulnis besonders krass konfronitert, die auf die soziale Gemeinschaft schwörende Karen ist die erste, die die Mitleidlosigkeit ihrer Freunde zu spüren bekommt und der anfangs in Karen verliebte Paul zeigt ihr mit ganzer Härte, was Freundschaft für ihn bedeutet. Dazwischen werden immer wieder Figuren des nahegelegenen Ortes gezeigt: Ein Deputy, der nicht das geringste Interesse an den dramatischen Vorgängen hat und anstelle dessen gesteigerten Wert auf Parties legt oder ein Ladenbesitzer, dem das Wohl seiner verkorkste Familie über alles geht und der daher auch zur Jagd auf die Teenager bläst – was ihm dann zum Verhängnis werden soll.

„Cabin Fever“ steht fest in der Tradition von Sam Raimis „Evil Dead“. Einige Zitate und Handlungselemente leisten Remineszenz an die „Mutter des Waldhüttenhorrors“. Vor allem der schwarze Humor macht diese Verwandschaft überdeutlich. Das hilft dem Film dabei, auch für diejenigen Zuschauer, die immer schon alles kennen, alles schon einmal gesehen haben, goutierbar zu bleiben. „Cabin Fever“ provozert genau die richtige Mischung aus Grauen und Lachen. Hier leistet vor allem der Facettenreichtum der fünf jungen Schauspieler ganze Arbeit. Dass der Genre-Mix funktioniert, dafür sorgt auch der die Situation stets kommentierende Kamerablick und der gewohnt augenzwinkernde Badalamenti-Soundtrack.

Der Rhythmus der Erzählung ist genau getimet. Nie ruht sie sich auf dem Effekt aus, der leicht aus der Seuchen-Thematik zu ziehen wäre. Alle Erzählstränge von „Cabin Fever“ greifen ineinander und werden im Laufe der Handlung bedeutsam. Kein Detail ist Zufall, sondern notwendige Ingredienz zum Finale. Und bei dem zeigt sich, wie so manch anderem Horrorfilm auch, dass immer noch irgendwo eine Leiche im „Keller“ ist.

Cabin Fever
Regie & Buch: Eli Roth
Kamera: Scott Kevan
Musik: Angelo Badalamenti & Nathan Barr
Darsteller: Jordan Ladd, Rider Strong, James DeBello, Cerina Vincent, Joey Kern, Arie Verveen u. a.
Verleih: Lions Gate Films, Länge: 94 Min.

Die DVD von SunFilm

„Cabin Fever“ erscheint bei SunFilm als Einzel- und als Doppel-DVD. Neben dem ungekürzten Hauptfilm finden sich auf der zweiten Disk mehr als 70 Minuten Zusatzmaterial. Während der Film selbst in ungetrübter Qualität daherkommt, liegen einige Bonusfilme der Zusatz-DVD in Videofilm-Qualität vor. Dies tut deren Goutierbarkeit jedoch keinen Abbruch. Das Material wiederholt den sarkastischen Gestus des Hauptfilmes und unterstreicht ihn.

So wird dort etwa eine „jugendfreie Version“ des von „Cabin Fever“ präsentiert, die aus einem Sonnenaufgang und dem Abspann besteht. Oder der Darsteller des kleinen blonden Jungen, der einen der Protagonisten zu Anfang des Film beißt, vollführt einige Kampf- und Schwertkunststücke, die in ihrer Albernheit kaum zu überbieten sind. Auch erwähnenswert sind die Animationsfilme „Rotten Fruit“, die Ereignisse aus dem Leben einer Musikband aus im Wortsinne „verdorbene Früchtchen“ präsentiert. An dieser kleinen Auswahl zeigt sich bereits, dass sich „Cabin Fever“ als Kult-Komödie zu inszenieren wünscht. (Ob er das ist oder wird, bleibt natürlich dem Publikum überlassen.)

Ausstattung der DVDs im Einzelnen:

DVD 1:

• Ton: Deutsch: DD 5.1 • DTS • Dolby Surround | Englisch: DD 5.1 • Dolby Surround
• Bild: 16 : 9 (1:1,85 anamorph)
• Länge: ca. 88 Min.
• Zusatzmaterial: Audiokommentare mit Regisseur Eli Roth, Audiokommentar mit Eli Roth und Hauptdarsteller Rider Strong, Audiokommentar mit Eli Roth und der Crew, Audiokommentar mit Eli Roth und den Jungs, Audiokommentar mit Eli Roth und den Mädels, Trailer

DVD 2:

• Beneath The Skin (Featurette)
• Rotten Fruit (3 Animationsfilme von Eli Roth)
• Exklusives Interview mit Eli Roth
• Naked News Special Feature
• ‘Pancakes’ Music Video

FSK: Keine Jugendfreigabe

Stefan Höltgen

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