Musik und Tanz

Im vergangenen Jahr hatte es um den Exploitation-Filmer Herschell Gordon Lewis in Deutschland einiges Aufsehen gegeben, als sein hier erstmals auf DVD erschienener Debüt-Gorefilm „Blood Feast“ (USA 1963) verboten wurde (wir berichteten). Das Berliner Label CMV Laservision hat sich davon jedoch nicht beirren lassen und nun weitere Teile seiner Herschell-Gordon-Lewis-Collection veröffentlicht: „Blast-Off Girls“ (USA 1967) und „The Gore Gore Girls“ (USA 1971).


„Blast-Off Girls“ zählt zu den Filmen Lewis’, die zeitgleich zu seinen Gore-Produktionen erschienen. Er erzählt die Geschichte einer Musik-Band, die an einen zwielichtigen Manager gerät, der sie groß herauszubringen verspricht. Doch mit dem Ruhm kommen auch Probleme auf die Musiker zu, die schließlich daran zerbrechen. Der gesellschaftskritische Unterton, den Lewis in seiner Filmografie nicht selten pflegt (vgl. „Scum of the Earth“), wird hier nun auf die skrupellose Musikindustrie übertragen, deren Produktionen bei der „älteren Generation“ in den späten 1960er Jahren ohnehin reichlich kritisiert und argwöhnisch beäugt wurden. Lewis’ Film schlägt recht scheinheilig genau in diese Kerbe.

„The Gore Gore Girls“ ist nicht nur Lewis’ letzter Gore-Film, sondern für lange Zeit seine letzter Film überhaupt gewesen. Hier lässt er einen Privatdetektiv und eine Journalistin einen grausamen Serienmörder verfolgen, der es auf Go-Go-Tänzerinnen abgesehen hat. Was der 1972 erschienene Film an Splatter-Szenen darstellt, bildet den Höhepunkt an Detailliertheit und Sarkasmus in Lewis Gorefilm-Werk. Hier wird vor allem der mit der übertriebenen Gewaltdarstellung einhergehende freiwillige oder unfreiwillige Humor deutlich, der dem Splatterfilm schließlich mit Peter Jackson ein Ende gesetzt hat.

Beide DVDs sind – wie auch die übrigen Titel der Reihe – äußerst liebevoll ausgestattet. Die Bild- und Tonqualität ist auf für Filme dieses Genres und Alters bemerkenswertem Niveau; das Zusatzmaterial reichhaltig: Neben dem auf „Blast-Off Girls“ enthaltenen Zusatzfilm „Bride of the Monster“ (vom sagenumwobenen Ed Wood) finden sind Originaltrailer, Bildergalerien und – auf der „Gore Gore Girls“-DVD eine Trailer- und Coverübersicht des gesamten CMV-Programms (in dem einige sehr rare und in Deutschland verbotene Filme erschienen sind). Die Herschell-Gordon-Lewis-Collection soll noch in diesem Jahr mit der Herausgabe des 1967 erschienenen Exploitation-Klassikers „Something Weird“ (nach dem sich sogar eine us-amerikanische Distributionsgesellschaft für Exploitationfilme benannt hat) beendet werden.

Blast-Off Girls
(USA 1967)
Regie: Herschell Gordon Lewis
Länge: 84 Minuten („Bride of the Monster“: 69 Minuten).
Anbieter: CMV Laservision

The Gore Gore Girls
(USA 1971)
Regie: Herschell Gordon Lewis
Länge: 81 Minuten (50 Minuten Trailer)
Anbieter: CMV Laservision

Stefan Höltgen

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