Erase and Replace

Ihre platinblonden Haare wurden zum Markenzeichen, noch bevor man von Wasserstoffblondinen und den dazugehörigen Witzen überhaupt gehört hatte: Ingrid Steeger. In „Zwei himmlische Töchter“ und „Klimbim“ schrieb sie neben Iris Berben und Elisabeth Volkmann Fernsehgeschichte, mit ihrer Rolle in Dieter Wedels „Der große Bellheim“ bewies sie 1993, dass sie auch in einer seriösen Rolle überzeugen konnte. Den Ruf des blonden Sexhäschens konnte sie dennoch nie wirklich ablegen. Warum das so ist, davon kann man sich mit den acht Filmen aus der von Ascot Elite veröffentlichten „Ingrid Steeger Gold Collection“ ein Bild machen. Auch wenn der Titel der Box eher unglücklich gewählt ist: In den meisten der enthaltenen Filme ist Ingrid Steeger allerhöchstens als Nebendarstellerin und selten länger als für ein paar Minuten zu bewundern. Ihre ekstatischen Nackttänze mit wallender Haarpracht machen aber auch heute noch nachvollziehbar wie sie zu ihrer immensen Popularität gelangen konnte. Dennoch müsste die Box treffenderweise „Die Erwin C. Dietrich Sexfilm Collection“ heißen, denn mehr als über Ingrid Steeger erfährt man über die Arbeitsweise des Schweizers, einem der erfolgreichsten B-Film-Produzenten seiner Zeit.

steeger.jpgErwin C. Dietrich machte sich in den Sechziger- und Siebzigerjahren vor allem mit zahlreichen preiswert produzierten Exploitern einen Namen, nicht zuletzt mit Sexfilmen. Im Gegensatz zu seinem ärgsten Konkurrenten Wolf C. Hartwig, der seinen „Reports“ einen aufklärerischen und seriösen Anstrich zu geben suchte, spielte Dietrich mit offenen Karten und gab der Meute, was sie brauchte: Sex. Seine Filme – beispielhaft jene aus der vorliegenden Box – sind damit zwar ein gutes Stück ehrlicher und unverkrampfter in ihrem Umgang mit der „Materie“, inhaltlich aber auch um einiges uninteressanter. Die mit flinker Hand zusammengeschusterte Handlung bietet nur ein notdürftiges Gerüst für die Episödchen um lüsterne und freizügige Mädels, die nur das eine im Kopf haben. In „Blutjunge Verführerinnen“ erzählen sich die Journalisten eines Revolverblättchens frivole Geschichten für die nächste große Titelserie, in „Die Bett-Hostessen“ tut dasselbe ein Fensterputzer, der in das Büro eines Sexfilmproduzenten einsteigt, in „Sex und noch nicht 16“ entstehen diese Geschichten wiederum aus dem kreativen Wetteifern eines Drehbuchautors (der in einem Anfall von Selbstreflexivität den Namen des echten Drehbuchautors trägt, einem Pseudonym, hinter dem sich wiederum Dietrich selbst verbirgt) und seiner Sekretärin, einer studentischen Hilfskraft, die zum finalen Akt selbst das kurze Röckchen lüpfen darf. Die eingebetteten Episoden sind dabei zum Großteil ebenso arbiträr wie ihr narrativer Rahmen: Ohne Spannungsaufbau, ohne Pointierung läuft es in jeder von ihnen auf die schnelle Nummer hinaus. „Treibende“ Kraft sind meist die Frauen bzw. Mädchen, deren Sexhunger auch angesichts deutlich älterer und unattraktiver Männer nicht abnimmt. In der Zeichnung der Geschlechterrollen gleichen sich Hartwig und Dietrich wie ein Ei dem anderen. Unterschiede sind eher äußerlicher Art: Der Sex nimmt bei Dietrich deutlich mehr Zeit in Anspruch und wird um einiges expliziter dargestellt.

groupie.jpgNeben den oben beschriebenen Episodenfilmen finden sich mit „Ich – Ein Groupie“, und den beiden „Historienfilmen“ „Die blonde Sexsklavin“ und „Die Sexabenteuer der drei Musketiere“ auch drei herkömmliche Spielfilme in der Box. Aber auch diese zerfallen in „Nummern“, breit ausgewalzte Sexszenen, die von eigentlichem Interesse sind. Die Handlung zwischen diesen Nummern könnte belangloser kaum sein und meist verfolgt sie keinen anderen Zweck, als die Protagonisten von einem Bett zum anderen, von einem Partner zum nächsten zu bringen. Das ist im Fall von „Ich – Ein Groupie“, der die Geschichte des Groupies Vicky (Ingrid Steeger) erzählt, die quer durch Europa ihren Lieblingsmusikern hinterher reist (und so neben dem Voyeurismus auch gleich das Fernweh der Zuschauer bedient), recht unterhaltsam, im Fall von „Die Sexabenteuer der drei Musketiere“ aber einfach nur dilettantisch und ermüdend. Oft kann man sich aufgrund der riesigen Löcher in der Narration des Eindrucks nicht erwehren, es mit kaum vollständigen Rumpffassungen zu tun zu haben: „Ich – Ein Groupie“ ist in der vorliegenden Fassung tatsächlich massiv gekürzt.

po.jpgDer Begriff der Vollständigkeit ist im Falle Dietrichs allerdings mehr als schwammig. Das liegt schon in der Struktur seiner Filme und seiner Produktionsweise begründet. Betrachtet man die acht Filme der Box am Stück, wird klar, dass sie beliebig kürz- und erweiterbar sind, ihre äußeren Grenzen förmlich durchlässig werden. Szenen aus dem einen Film finden Eingang in einen anderen, in dem sie nun in völlig anderem Kontext stehen, ohne deshalb weniger zu funktionieren. Die Legitimation des Erzählers, etwa in „Die Bett-Hostessen“, schwankt von einer Episode zur nächsten: Mal berichtet er von „seinen“ Erlebnissen, mal mogeln sich Episoden in seine Erzählung, die er gar nicht selbst erlebt haben kann, dann wieder wird er lediglich alibimäßig ins Bild geschnitten, um seine Position zu rechtfertigen.  Hier drängen sich zwei sehr unterschiedliche Kompositionstechniken zum Vergleich auf: der „Remix“ und die „Cut-up“-Technik aus der Popliteratur, eine Technik, in der literarische Texte zerschnitten und neu zusammengesetzt werden. Dietrichs Filme entstehen ganz wortwörtlich aus einer spielerischen Zusammensetzung von einzelnen Szenen, deren Rahmung letztlich unwichtig ist. Die Szenen der Rahmenhandlung etwa aus „Blutjunge Verführerinnen“ oder „Die Bett-Hostessen“ wirken schludrig und billig, sind statisch gefilmt, schlecht gespielt und entbehren jeglicher Finesse.

stewar.jpgMehr als mit acht eigenständigen Filmen hat man es also mit Zusammenstellungen von Szenen, mit Compilations, zu tun. Dabei sind es aber genau jene Rahmenhandlungen, die die Filme überhaupt unterscheidbar machen. Die Beurteilung, welche Szene nun aus „Die Bett-Hostessen“, welche aus „Die Stewardessen“ stammt, wird nicht zuletzt durch die immergleiche Besetzungsliste erschwert. Diese fragwürdige Arbeitsweise war für das Genre, das Dietrich beackerte, letztlich aber eine ökonomische Unabdingbarkeit: Für den internationalen Markt mussten zahlreiche unterschiedliche Schnittfassungen angefertigt werden, die den jeweils geltenden Zensurbestimmungen Rechnung trugen (eine Tatsache, die sich auch in der inflationären Verwendung von Alternativtiteln niederschlug). Die Komposition seiner Filme vereinfachte die dafür nötigen Eingriffe: Man konnte beliebig viel entfernen, dafür an anderer Stelle ergänzen, ohne den Film letztlich zu ruinieren. Es dürfte wenige Filmemacher geben, bei denen die Vermarktung so sehr den filmischen Prozess selbst bestimmt hat. Man könnte sagen: Dietrichs Filme sind Exploitation par excellence. Und es wundert kaum, dass selbst ihr Urheber nicht so genau sagen kann, welche Fassung seiner Filme denn nun die definitive ist.

Zur Box von Ascot Elite

Die Box enthält die Filme „Blutjunge Verführerinnen“, „Sex und noch nicht 16“ (aka „Blutjunge Verführerinnen 2“), „Die Blonde mit dem süßen Po“ (aka „Blutjunge Verführerinnen 3“), „Die Stewardessen“, „Die Bett-Hostessen“, „Ich – Ein Groupie“, „Die Sexabenteuer der drei Musketiere“ sowie „Die blonde Sexsklavin“. Die Bild- und Tonqualität ist mittelprächtig, die Fassungen, wie oben erwähnt, alles andere als intakt und Extras gibt es ebenfalls nicht. Allerdings darf bezweifelt werden, dass man diese Filme noch einmal in anderen, besseren und längeren Versionen zu sehen bekommen wird.  

Zur Ausstattung der Box:
Bild: 1,78:1
Ton: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono) 
Extras: keine
Länge: ca 626 Minuten
Freigabe: ab 16
Preis: 38,97 Euro

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