Teuflisches Halloween

Dass sich kleine Jungs sehr für alles Böse interessieren, scheint eine anthropologische Konstante zu sein. Der Horror-Film führte diese präpubertäre Begeisterung vor allem in den 1980er Jahren recht häufig vor Augen („Friday the 13th Pt. IV“, „Creepshow“, „The Gate“, …). Aus diesem Horror-Jahrzehnt meldet sich nun Jeff Lieberman („Dr. Franken“, „Remote Control“, „Just before Dawn“) zurück und präsentiert seine Version des Motivs – die wesentlich sarkastischer ausfällt als die Vorgänger.

Im Zentrum steht der neunjährige Douglas (Alexander Brickel), der wütend auf seine große Schwester Jenna (Katheryn Winnick) ist, weil diese nicht mit ihm allein Halloween feiert, sondern ihren neuen Freund Alex (Stephen Graham) mitgebracht hat. Als Douglas in seinem eigens für die Halloween-Party mit Jenna angeschafftes „Satan’s little helper“-Kostüm wütend durch die Straßen seines Ortes schlurft, entdeckt er einen Mann im Teufelskostüm, der gerade dabei ist, eine Veranda mit einem äußerst echt aussehenden Leichnam zu dekorieren. Beim Kostümierten handelt es sich um einen entflohenen Geisteskranken (Joshua Annex), der nun wahllos Leute in ihren Häusern überfällt und ermordet. Der etwas leichtgläubige Douglas glaubt nun, es handele sich um den echten Teufel und schließt sich ihm an. Die Morde hält er für ausgeklügelte Spezialeffekte. Schließlich kommt der Junge auf die Idee, den Teufel damit zu beauftragen, Jennas neuen Freund zurück in die Hölle zu schicken. Sein „Meister“ nimmt den Auftrag nur zu gern an.

Der etwas plakativ daherkommende und in vielem an Vorbilder wie „Halloween“ und ähnliche Filme der 1980er Jahre erinnernde Plot sollte den Zuschauer nicht abschrecken. „Satan’s Little Helper“ ist eine Runderneuerung dieser Art des Slasherfilms. Was Lieberman (der auch das Drehbuch zum Film geschrieben und diesen produziert hat) seinen Zuschauern hier vorsetzt, ist finsterster Sarkasmus. Allein mit wie viel Freude das Drehbuch dem kleinen Protagonisten allen Glauben an jegliche Ordnungsmacht nimmt (der Mörder wechselt im Verlauf der Handlung sein Teufels- gegen ein Jesus- und schließlich ein Polizisten-Kostüm) sucht seines gleichen an Bösartigkeit. Die mit den Kostüm-Wechseln des Mörders einhergehenden Verwirrungen um dessen Identität bei den übrigen Protagonisten fördern diesen Eindruck noch: Die durch die Ermordung der gesamten Polizei ohnehin im Chaos versinkende Kleinstadt wird nun zum Schauplatz von Mord und Totschlag, weil der vermeintliche Mörder in jedem Teufels-, Jesus- oder Polizisten-Kostüm stecken kann und man besser präventiv zuschlägt als in Gefahr zu laufen, dessen Opfer zu werden.

„Satan’s Little Helper“ ist ein temporeicher Slasherfilm der originelleren Sorte. Der „Halloween“-artige Soundtrack und die teilweise Schwindel erregenden Kamerafahrten forcieren die alle Sicherheiten und Konventionen hinter sich lassende Erzählung perfekt. So wünscht man sich Genre-Kino: ironisch, originell und perfekt inszeniert.

Satan’s Little Helper
(USA 2005)
Regie, Buch & Produktion: Jeff Lieberman, Musik: David Horowitz, Kamera: Dejan Georgevich, Schnitt: Jay Mathews
Darsteller: Katheryn Winnick, Alexander Brickel, Amanda Plummer, Stephen Graham, Joshua Annex u. a.
Verleih: Universal Home
Länge 99 Minuten

Stefan Höltgen

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