Die Lücke, die der Teufel lässt

Was wäre das Kino ohne seine großen Mythen von den Unvollendeten? Von den Meisterwerken, die es nie gegeben hat und die doch Lücken lassen, welche mit den Sehnsüchten all jener, die das Kino lieben, gefüllt werden? Kubricks „Napoleon“, Tarkovskijs „Hamlet“, Welles’ oder Gilliams „Don Quixote“ – oder die ursprüngliche, neunstündige Fassung von Stroheims „Greed“? Der legendenumwobene sechsstündige Rohschnitt von Ciminos „Heaven’s Gate“, oder ein echter Director’s Cut von Scorseses „Gangs of New York“? Die Träume, die an diesen Lücken hängen, sind stets so übergroß, dass kein Film ihnen jemals gerecht werden könnte, und fast scheint es, als wäre das Kino als Projektionsfläche für solcherlei Träume am wirksamsten dort, wo es gar keinen Film mehr projiziert.
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Nur das Ich war Zeuge

Cinecittà, die legendäre Filmstadt am Rande Roms: Wir beobachten den Dreh eines Films, sehen Studiobauten, Schauspieler, natürlich die Kamera, die sich mechanisch nähert, immer größer wird und plötzlich herumschwenkt, unseren eigenen Blick erwidernd. Durch eben diesen Riss in die Fiktion schaut in der Anfangsszene aus Jean-Luc Godards Film „Le Mépris“ ein wirklich unwirklicher Abgrund in den Saal zurück. Ein voyeuristischer Schock und ein filmisches Tabu, ausgelöst durch das Herzeigen des Objektivs, das den Zuschauer zur Selbstreflexion zwingt.

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