Todessehnsucht

Kultur entsteht durch Leid. Die wohl überwiegende Zahl großer Kunstwerke basiert nicht etwa auf Freude und Glück, sondern auf Schmerz, Trauer und Einsamkeit. Auf das Werk Lars von Triers bezogen lässt sich aus dieser Einsicht folgern, dass es dem Regisseur noch nie so schlecht gegangen zu sein scheint wie bei der Arbeit an seinem Meisterwerk „Dogville“. Auch während der Produktion von „Antichrist“ litt von Trier bekanntlich unter schweren Depressionen – sein neuer, kürzlich in Cannes vorgestellter Film „Melancholia“ hingegen entstand unter besseren psychischen Bedingungen. Es nimmt daher nicht Wunder, dass in allen bisherigen Besprechungen ein Adjektiv verdächtig oft auftauchte: „Schön“ sei der Film, hieß es immer wieder. Das ist für das dänische Enfant terrible freilich ein vernichtendes Urteil. Von Trier macht schließlich keine Filme, die „schön“ sein, sondern, die den Zuschauer provozieren sollen, wenn sie das Böse im Menschen, die Hybris der Vernunft und das Leiden am Sein offenlegen. „Todessehnsucht“ weiterlesen