Abendmahl

Kaum ein Genre ist so politisch wie der Horrorfilm. In der Beschäftigung mit dem individuellen Bösen werden häufig auch die bösartigen Tumore der Gesellschaft gestreift – und wer ein Monstrum zeigt, definiert immer auch implizit, was es heißt menschlich zu sein. Der Vietnamkrieg spiegelte sich im amerikanischen Genrefilm wider, indem die Bedrohung durch das Böse nicht mehr nur von außen oder von übernatürlichen Wesen hergeleitet wurde, sondern plötzlich Menschen, ja amerikanische Bürger zu kaltblütigen Mördern wurden. Den globalen Siegeszug des Kapitalismus kommentierte George Romero wiederholt mit seinen Zombie-Filmen, in denen die geist- und willenlosen Untoten als Metaphern des Konsumenten dienen. Im mexikanischen Film „Wir sind was wir sind“ sind es nun Kannibalen, die am Beispiel einer Familie zeigen, welche Pathologien und autodestruktiven Mechanismen die mexikanische Gesellschaft unterminieren. „Abendmahl“ weiterlesen

Man ist, was man isst

„Mathers hat am besten geschmeckt. Zart wie Lamm.“ So lautet eine Zeile aus Jonathan Auf Der Heides bemerkenswertem Spielfilmdebüt „Van Diemen’s Land“ und der Mann, der sie ausspricht, ist kein wahnsinniger Serienmörder, kein Hannibal Lecter mit einer Vorliebe für menschliche Leber und Chianti, kein Horrorfilm-Monster, sondern ein einfacher Mann, der mehrere seiner Kameraden gegessen hat, um zu überleben. Aus seinen Worten sprechen zwar Sarkasmus und Zynismus, noch mehr aber die Unfähigkeit, das von ihm begangene Verbrechen – Kannibalismus – in seiner ganzen Tragweite zu fassen und zu verarbeiten.

„Man ist, was man isst“ weiterlesen