A CITY WITH NO PITY

Gleich zwei der bedeutenderen archäologischen Funde wurden in Lydda, eine kleine Ortschaft unweit von Tel Aviv, binnen kürzerer Zeit gemacht, die die knapp 5000jährige Geschichte der Stadt einmal mehr unter Beweis stellen. Doch fehlen die finanziellen Mittel, um die Ausgrabungen durchzuführen, die Erkenntnisse der Geschichte zu bergen und auszuwerten – beide Orte verkommen schließlich zur Müllhalde. Dieses trostlose Bild stellt Tsipi Reibenbach ihrem Dokumentarfilm „A City With No Pity“ vorne an und es funktioniert vortrefflich als Parabel für das folgende: So stöbert sie gewissermaßen selbst als Archäologin in den Überresten dieser im Verfall begriffenen Stadt nach Spuren ihrer eigenen Kindheit und frühen Jugend, die sie, Tochter von Überlebenden der Shoah, in Lydda verbracht hatte. Und muss resignierend feststellen, dass der Ort ihrer Kindheit, ihrer ersten Erinnerungen, nicht mehr existiert, begraben liegt unter einem Moloch aus Armut, Verwahrlosung und ethnischer Anfeindungen. Es scheint als würden sich an diesem geschichtsträchtigen Ort nicht wenige Tragödien der Historie kreuzen, um dort allerdings gefährlich zu stagnieren.
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