Aufgewärmtes schmeckt nicht

Wenn man den Namen Martin Scorsese hört, denkt man an eine Liste von großartigen Filmen, deren ausgereifte Figuren und Handlungen überwältigen. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen, wenn man sich seinen neuen Film „Shutter Island“ ansieht, dessen düsteres Filmplakat eine spannend-schaurige Atmosphäre verspricht, und dessen Aufgebot an Schauspielern fast schon ein Garant für einen erstklassigen Film ergeben muss. Doch in wie weit kann derartiger „Schmuck“ einen Film ausmachen? „Shutter Island“ zeigt, dass Scorsese sein Handwerk versteht, und dennoch genügt diese Feinmechanik einfach nicht.

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Spuren der Nicht-Erinnerung

Die deutsche Vergangenheitsbewältigung besitzt zahlreiche Kulminationspunkte, deren Kitt aus der Versöhnung des Unversöhnlichen seine bruchlose Konsistenz speist: sei es der Historikerstreit oder die Walser-Affäre, der Kniefall von Bittburg oder Möllemanns Israelattacken, Hitler – Eine Karriere oder Der Untergang, der Kosovo-Krieg oder das Zentrum gegen Vertreibung, die Kultur Deutschlands hat in Bezug auf den Nationalsozialismus viele Exempel der Schuldfrage hervorgebracht, deren Grundlagen eigentlich einem einzigen Effekt dienen: die Differenz zwischen Tätern und Opfern einzuebnen. Unumstößliche Grenzen freilich, und Lanzmanns Film erhärtet ihre Säulen, indem er sich auf die Suche nach dem begibt, was ihre Chance und größte Gefahr zugleich darstellt: den Spuren der Vergangenheit im Gegenwärtigen.

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