Die Hölle, das sind die anderen?

Selbstjustizfilme scheinen immer einen Sozialpessimismus zu vertreten, eine gesellschaftliche Umkehrung hegelianischer Geschichtsteleologie zu diagnostizieren: Anstatt nach vorn, einer goldenen Zukunft entgegen, bewegt sich die menschliche Zivilisation in einen Zustand der Barbarei zurück. Dieser Entwicklung begegnet der Vigilant mit Gewalt; zwar meist aus einem rein persönlichen Beweggrund heraus, doch scheint er ja auch ein geeignetes Beispiel dafür abzugeben, wie man dem Niedergang der Menschheit Einhalt gebieten könnte. Die moralische Aporie, in die sein Verhalten ihn jedoch führt, ist Problem wie Kniff des Selbstjustizfilms, der genau an jener Schnittstelle ansetzt, an der sich Recht und Emotion berühren und den Blick trüben. Auch „Harry Brown“ diagnostiziert – anscheinend – zunächst den moralischen Verfall einer immer gewalttätiger werdenden Jugend, der der Protagonist des Films nur noch mit einem Mittel beikommen kann. Doch die Realität sieht anders aus … „Die Hölle, das sind die anderen?“ weiterlesen