Das Vampirfilm-Genre ist seit dem Erfolg einer christlich-konservativen Filmreihe in den Augen von Cineasten ziemlich diskreditiert worden. Viel mehr kann man der Figur des immer schon erotisch konnotierten Vampirs nicht schaden, als wenn sie man als trojanisches Pferd für eine sexualfeindliche Askese-Ideologie instrumentalisiert. Shunji Iwais poetisches Drama „Vampire“ trägt zur Rehabilitation der auf Zelluloid gebannten Blutsauger bei, hat aber an sich wenig mit dem Horrorgenre und noch viel weniger mit Vampirmythologie gemeinsam. Stattdessen rückt Iwai („All about Lily Chou-Chou“, „Swallowtail Butterfly“) den Vampir aus der Sphäre des Übernatürlichen heraus und erdet ihn – wie George Romeros „Martin“ oder Claire Denis‘ „Trouble every day“ – durch Vermenschlichung. „Berlinale 2011 – Teacher in the Twilight“ weiterlesen
Berlinale 2011 – Konventionellerweise unkonventionell
Oliver Tate (Craig Roberts) ist ziemlich gut in der Schule, was sich folgerichtig in einem nicht besonders guten Ruf niederschlägt. Abends liest er in Wörterbüchern oder stellt sich vor, wie die Welt reagieren würde, wenn er stürbe. Geht es auf dem Schulhof einmal ruppig zu, ist der intellektuell überentwickelte 15-Jährige meist der Unterlegene. Auch in sozialen Situationen wirkt der etwas verklemmte Junge nicht immer souverän. Diese Mischung aus geistigem Überflieger und emotionalem Analphabeten nutzt „Submarine“ als Basis für viel Situationskomik und Wortwitz. „Berlinale 2011 – Konventionellerweise unkonventionell“ weiterlesen
Berlinale 2011 – Ein Film für Inner- und Außerirdische
„Life in a Day“ ist auf den ersten Blick ein Vorzeigekind des Web 2.0. Am 24. Juli 2010 begleiteten Tausende Menschen aus aller Welt ihren Alltag mit einer Kamera. Die Online-Plattform Youtube hatte dazu aufgerufen – mit dem Ziel, aus den Clips einen Dokumentarfilm über das menschliche Leben an sich zu gestalten. Das klingt sehr demokratisch und selbstbestimmt. Allein, bei über 4.500 Stunden Videomaterial aus 192 Ländern bedarf es eines Mitarbeiterstabs, der all die Einsendungen sichtet, daraus Szenen willkürlich und autoritär auswählt und schließlich zu einem inhaltlich kohärenten Werk montiert. Diese Arbeit hintergeht einerseits die Ideale des Web 2.0, ist aber zugleich die größte Leistung von „Life in a Day“. Dem Team um Regisseur Kevin MacDonald, Produzent Ridley Scott (Regisseur von „Alien“, „Blade Runner“) und Cutter Joe Walker ist es gelungen, aus der unübersichtlichen Bilderflut einen zusammenhängenden 95-minütigen Kinofilm zu machen. „Berlinale 2011 – Ein Film für Inner- und Außerirdische“ weiterlesen