Bruderliebe

Django (Franco Nero) musste als Kind mit ansehen, wie sein Vater von dem Verbrecher Cisco Delgado (José Suárez) erschossen wurde. Jahre später, aus dem Jungen ist mittlerweile der respektierte Sheriff des Örtchens White Rock geworden, macht er sich auf die Suche nach dem Halunken, um ihn in Texas der Justiz zu überantworten und endlich mit seiner Vergangenheit abzuschließen. Sein jüngerer Bruder Jim (Cole Kitosch) begleitet ihn dabei. In Mexiko treffen sie den reich gewordenen Übeltäter wieder. Doch der hat für die beiden eine handfeste Überraschung.

„Django – Der Rächer“ ist einer der ersten Italowestern, denen in Deutschland die zweifelhafte Ehre zuteil wurde, als Sequel zu Corbuccis Jahrhundertwestern verkauft zu werden. Tatsächlich heißt Fernando Baldis Film von 1966 „Texas, Addio“, Franco Neros Charakter nicht Django, sondern Burt Sullivan und auch sonst hat dieser Western rein gar nichts mit dem nihilistischen Namensvetter gemein. Baldis Film lässt sich in das Western-Subgenre des Familienwesterns einreihen, was bedeutet, dass man es hier eigentlich mit einem Familiendrama zu tun hat, das in das Gewand eines Westerns gehüllt ist.

Auf der Suche nach dem Bösewicht wachsen die beiden Brüder zusammen, der junge Jim wird unter den Fittichen seines mit allen Wassern gewaschenen Bruders zum Mann, die Abrechnung mit der Vergangenheit soll den Weg in eine neue, glückliche Zukunft ebnen. Doch es kommt ganz anders. Der Bösewicht entpuppt sich als durchaus ambivalenter Charakter, den zudem enge Familienbande an seine Jäger knüpfen: Er ist der Vater von Jim. Die Jagd auf den Verbrecher, die ja erst den Anstoß für das Zusammenfinden der beiden Brüder war, wird infrage gestellt und mit ihr eben auch die neu entflammte Bruderliebe: Der Tod des einen Vaters soll mit dem Tod des anderen gerächt werden. Das kann nicht gut gehen und so nimmt der Film ein tragisches Ende, auch wenn Django/Burt am Ende seine Mission „erfolgreich“ beenden kann.

„Django – Der Rächer“ entbehrt der pessimistischen Düsternis anderer Italowestern und liegt näher an den großen Vorbildern aus den USA. Der Italowestern-Geschulte mag die typischen Übertreibungen vermissen, den misanthropischen Grundton und die überzeichneten Charaktere. Dennoch ist Baldi ein guter Western gelungen, der den Zuschauer, der damals eine Django-Fortsetzung erwartet hat, jedoch ziemlich enttäuscht haben dürfte.

Django – Der Rächer
(Texas, Addio, Spanien/Italien 1966)
Regie: Fernando Baldi, Drehbuch: Fernando Baldi, Franco Rossetti, Kamera: Enzo Barboni, Musik: Antón García Abril, Schnitt: Sergio Montanari
Darsteller: Franco Nero (Django), Cole Kitosch (Jim Sullivan), José Guardiola (McLeod), Livio Lorenzon (Alcalde Miguel), Cisco Delgado (José Suárez)
Verleih: Kinowelt
Länge: ca. 88 Minuten


Zur DVD von Kinowelt

Die nun auch einzeln erhältliche DVD von Kinowelt ist bis auf die Tonspuren identisch mit der britischen Anchor-Bay-DVD. Das Bild ist ausgezeichnet, sieht man von einigen altersbedingten Kratzern und Flecken ab, die aber ein richtig authentisches Kinoflair auf den heimischen Bildschirm zaubern. Am Ton gibt es auch nichts zu mäkeln. Dürftig ist mal wieder das Bonusmaterial geraten: Neben den Trailern, die auf allen Kinowelt-Djangos identisch sind, gibt es ein ca sechsminütiges Interview mit Franco Nero, das aber bei aller Kürze recht amüsant daherkommt. Am besten hat mir die John-Wayne-Anekdote Neros gefallen: Laut dem Duke gibt es nur zwei Gesichtsausdrücke im Western: den mit Hut und den ohne Hut. Dem ist nichts hinzuzufügen. Wie auch im Fall der „Django“-DVD gibt es eine ungekürzte Version ohne Jugendfreigabe und eine um ca. eine Minute gekürzte Fassung ab 16.

Zur Ausstattung der DVD:
Bild: 16:9
Ton: Deutsch: Dolby Digital, Mono; Italienisch: Dolby Digital, Mono
Länge: ca. 87 Minuten (FSK 16), ca. 88 Minuten (ohne Jugendfreigabe)
Extras: Filmografien, Trailer, Interview: „Franco Nero – Back in the Saddle“
FSK: 16, ohne Jugendfreigabe
Preis: 8,99

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