Rambos großer Bruder

Rund 20 Jahre nach dem Riesenerfolg von „Django“ verspürte Franco Nero Lust, noch einmal in die Rolle des Revolverhelden zu schlüpfen und Antwort auf die Frage zu geben, was aus dem Herrn nach seinem ersten Abenteuer geworden ist. Regisseur Corbucci war damals schwer krank (er starb nur ein Jahr später) und so nahm Nello Rossati unter dem Namen Ted Archer auf dem Regiestuhl Platz.

„Djangos Rückkehr“ ist mit Sicherheit gut gemeint, verdeutlicht aber leider, warum das Italo-Kino Ende der Achtziger-Jahre an seine Grenzen gestoßen war: Der Versuch, sich dem US-Kino anzunähern, scheiterte schon im Ansatz, die eigene Identität ging völlig flöten. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum „Djangos Rückkehr“ so ein zweifelhaftes Vergnügen geworden ist. In nicht unerheblichem Maße machte gerade die Dekontextualisierung der Heldenfiguren den Reiz des Italowesterns aus. Dieses erzählerische Stilmittel wird von Rossati und Nero eben durch das Vorhaben torpediert, den Werdegang des mysteriösen Revolverhelden zu verfolgen und ihm so eine Geschichte und Kontinuität zu geben. Die Figur des Django wird genau der Kraft beraubt, die ihm erst seine Wirkung verlieh. Er ist nur noch einer von Dutzenden schießwütigen Heldenfiguren, die man sich damals im Kino anschauen konnte.

Die Verlagerung des Drehortes nach Kolumbien beraubt den Film außerdem seiner Identität als Western und rückt ihn eher in die Nähe zu den typischen Achtziger-Actionklopfern, die im Zuge des Erfolgs von „Rambo 2 – Der Auftrag“ in jener Zeit nur so aus dem Boden schossen. Auch sonst weist der Film einige Parallelen zu „Rambo 3“ auf, der ein Jahr später ins Kino kam: Wie Stallones Held im genannten Film, so hat auch Django in „Djangos Rückkehr“ dem Töten entsagt und lebt zu Beginn des Films als Mönch in einem Kloster. Und wie im US-Vorbild wird auch Django erst zu einer Rückkehr zu alter Stärke überredet, als er persönlich in die Schandtaten des Filmbösewichts involviert ist. Die Ähnlichkeiten reichen bis ins Detail: Djangos One-Liner „Gott vergibt, Django nie“ birgt mehr als nur entfernte Verwandtschaft zu Colonel Trautmans „Gott kennt Gnade, Rambo nicht“. Diese Verfehlungen lassen „Djangos Rückkehr“ von Grund auf Scheitern, machen ihn aber wiederum zu einer interessanten Kuriosität. Dazu trägt auch die Eröffnungssequenz bei, in der zwei alternde Revolverhelden der guten alten Zeit hinterhertrauern, in der Leute wie Butch Cassidy, Billy the Kid und dieser Typ mit dem Maschinengewehr im Sarg – wie hieß er denn nur – die Gegend unsicher machten.

Djangos Rückkehr
(Django 2: il grande ritorno, Italien 1987)
Regie: Nello Rossati, Drehbuch: Franco Reggiani, Nello Rossati, Sergio Corbucci, Kamera: Sandro Mancori, Musik: Gianfranco Plenizio, Schnitt: Adalberto Ceccarelli
Darsteller: Franco Nero (Django), Christopher Connelly („El Diablo“ Orlowsky), Donald Pleasence (Gunn), William Berger (Old Timer)
Verleih: Kinowelt
Länge: ca. 96 Minuten


Zur DVD von Kinowelt

Die Bildqualität der Kinowelt-DVD passt sich dem Niveau des Filmes an: Die Farben sind verwaschen, das Bild grobkörnig und die Konturen unscharf. Der Ton ist akzeptabel, das Bonusmaterial mit einem etwa dreiminütigen Interview und den auf allen drei „Django“-DVDs enthaltenen Trailern aber mehr als dürftig. Interessant im Zusammenhang mit dem oben angesprochenen Rambo-Vergleich ist eine Äußerung Neros in dem enthaltenen Interview: Dort beteuert der Schauspieler, dass die durch das Kinoplakat (das einen muskelbepackten Django mit überdimensioniertem Maschinengewehr zeigt) evozierten Assoziationen weder von ihm noch von Rossati beabsichtigt gewesen seien.

Zur Ausstattung der DVD:
Bild: 1.66:1
Ton: Deutsch: Dolby Digital, Mono; Italienisch: Dolby Digital, Mono
Länge: ca. 96 Minuten
Extras: Filmografien, Trailer, Interview mit Franco Nero
FSK: 16
Preis: 8,99 Euro

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