Aus 10 mach 4

Monolithisch steht es nun schon seit 15 Jahren in der Filmlandschaft und man kommt an ihm nicht vobei: Das Lexikon des internationalen Films. Als Zusammenstellung der seit Ende des zweiten Weltkrieges für den katholischen Filmdienst entstandenen Filmkritiken hat es Umfang und Bedeutung wie kein zweites Nachschlagewerk erhalten – und das trotz aller Kritik am vermeintlichen Dogmatismus des filmdienst, aus dessen Kurzbesprechungen das Lexikon seine Kritiken rekrutiert.

Eine erste umfangreiche Neuauflage erfuhr es 1995. Damals wurden zahlreiche Filme aus der DDR und die bis dahin jährlich erschienen Ergänzungsbände in den Korpus eingearbeitet. Das Lexkon, welches bislang im Rowohlt-Verlag erschienen war, maß seit damals schon gut 70 cm im Bücherregal und konnte ja nur dicker werden – so sollte man denken. Mit der aktuellen Neuausgabe des Lexikons im Verlag 2001 hat es wider erwarten etliche Zentimeter eingebüßt, ohne dabei jedoch wirklich »abzunehmen«. Durch Verringerung der Zeichengröße und des Durchschusses sowie nicht zuletzt durch die Wahl dünneres (Telefonbuchseiten-)Papiers konnte das einstmals 10-bändige Paperback auf platzsparende dreieinhalb Hardcover gestaucht werden. Das schmale 4. Bändchen enthält die Register mit Originaltitel und Regisseurnamen zu den 52.000 besprochenen Filmen der Ausgabe. Inhaltlich sind neben fast 2500 kritisierten DVDs vor allem die Essays erwähnenswerte Neueingänge, von denen etwa 120 in die Ausgabe eingestreut wurden. Diese »Leseinseln« stellen über mehrere Jahre im filmdienst erschienene Essays und Interviews zu zentralen Themen des Films dar. So finden sich Texte zu Autorenfilmern, verschiedenen Formaten (»Dokumentarfilm«, »Essay«, »Kurzfilm«), Filmländern (»Asien«), Spezialthemen (»Jazz«, »Musik und Kino«) und anderen Bereichen rund um den Film – leider ohne mit Seitenzahl im Index erwähnt zu werden, so dass man tatsächlich beim Blättern erst drauf »stranden« muss.

Neben der Papierversion bietet der Verlag 2001 einen Online-Zugang an (für jeden Käufer des Lexikons zunächst 12 Monate gratis), der ständig aktualisiert wird und mittels komplexen Suchfunktionen Recherchen ermöglicht, die mit der gedruckten Ausgabe nicht durchzuführen sind.

Nachdem der filmdienst seit kurzem in großen Schwierigkeiten steckt, steht die Frage im Raum, ob das Lexikon des internationalen Films in dieser Form überhaupt erhalten bleiben kann, da es sich inhaltlich – wie bereits erwähnt – aus dessen Kritiken speist. Dass es Bedarf an einer deutschsprachigen Filmenzyklopädie gibt, hat das Lexikon bislang bewiesen und wird durch die Ausgabe aus dem Verlag 2001 sicherlich noch gestützt.

Lexikon des internationalen Films
Frankfurt am Main: Verlag Zweitausendeins, 2002
Gebunden, ca. 4800 Seiten
99,00 Euro
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