Wasserpest aus dem Weltraum

Wenn Spielfilme für das Fernsehen produziert werden, hat das leider oft genug einen Grund: Sie sind für den „schnellen Verzehr“ gedacht, zur Ablenkung, Unterhaltung, Entspannung am Feierabend. Vor allem das deutsche Fernsehen liefert genügend Belege dafür – auf DVD erscheint daher auch nur selten ein fürs TV produzierter Film. Wenn nun in einem US-amerikanischen Fernsehfilm Isabella Rossellini mitspielt, scheint das schon eher ein Grund für die Archivierung und gegen das schnelle Vergessen zu sein. An „Infiziert“ zeigt sich allerdings sehr gut, dass man da auch falsch liegen kann.

Der Titel sagt es bereits: Es geht um Krankheit und Tod. Die Erde wird von einer neuen Seuche, der Boston-Pest, heimgesucht. Richtig gefährlich scheint die nicht zu sein, man sieht allenthalben hustende und niesende Menschen umher laufen und andere mit Mundschutz. Die findige Journalistin Lisa (Maxim Roy) wird auch heimgesucht – allerdings nicht von einer Krankheit, sondern von einem offenbar wahnsinnigen Informanten, der ihr ein Geheimnis anvertrauen will. Sie trifft sich mit ihm im Rathaus, wo der Mann ein Massaker anrichtet, den Bürgermeister erschießt und ihm schwarzes Blut abzapft. Dieses Blut bildet das Geheimnis; jedoch nicht sie bekommt es, sondern ihr Kollege Ben (Gil Bellows) von der Klatsch- und UFO-Spalte, der zufällig auch der Exfreund der eigentlichen Empfängerin ist. Beide zusammen ergründen das Geheimnis und decken nichts weniger als eine außerirdische Mineralwasser-Verschwörung auf.

Isabella Rossellini spielt in diesem recht wirren Science-Fiction-/Verschwörungs-Thriller Carla, die Chefredakteurin besagter Zeitung. Stets emotional unterkühlt und immer einen zynischen Spruch auf den Lippen erinnert ihre Figur an Jonah Jameson, den Chefredakteur Peter Parkers aus „Spider-Man“ und ein solcher Mixup verschiedenster Vorlagen von „Men in Black“ bis „Invasion of the Body Snatchers“ war wohl auch beabsichtigt bzw. bei der Menge von insgesamt fünf Autoren unvermeidbar. Wenn man viel wiedererkennen kann, so könnte die Produktionsmaxime von „Infiziert“ gelautet haben, dann wird das Ergebnis vielleicht mit seinen Vorlagen verwechselt. Das funktioniert natürlich nur, wenn man es nicht aufmerksam anschaut und dabei über die zahlreichen schlecht ausgeführten Handlungsstränge stolpert, sich am mäßigen Schauspiel (selbst Rossellinis) reibt oder die TV-Ästhetik an allen Ecken und Enden hervorblitzen sieht. Bei „Infiziert“ schaut man allerdings genau hin, denn der Film, der Anfang Dezember 2009 auch schon im deutschen TV lief, ist hier nun auf DVD erschienen. Vielleicht ist das schade für den Film. Auf jeden Fall aber ist es schade um die Aufmerksamkeit die man ihm widmet.

Infiziert
(Infected, USA 2008)
Regie: Adam Weissman; Buch: Joshua Hale Fialkov u. a.; Kamera: Daniel Villeneuve; Schnitt: Benjamin Duffield
Darsteller: Gil Bellows, Maxim Roy, Glenda Braganza, Mark Camacho, Isabella Rossellini u. a.
Länge: 90 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Verleih: EuroVideo

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