Nord-Süd-Gefälle

Die Eröffnung ist viel versprechend. Zu treibender Musik ein Zivilbulle einen Verbrecher durch einen Park. Per Voice-over erzählt er uns, dass wir uns in Sükorea befinden, in einem Land, in dem die Verbrecher keine Chance haben, die Polizei am Ende immer gewinnt. Wohin sollte ein Krimineller auch fliehen, wo sich verstecken? Die Grenze zu Nordkorea wird von schwer bewaffneten Soldaten bewacht, der Rest Südkoreas ist von Ozean umgeben. Hier scheint sich tatsächlich eine interessante Perspektive auf ein  ansonsten bereits vollkommen ausdefiniertes Genre zu eröffnen. Doch leider ist diese Prämisse bloß vorgeschützt: „Crime City Cops“ ist nicht mehr als ein generischer Genrefilm, der sein Haltbarkeitsdatum schon bei den Endcredits überschritten hat.

ccc.jpgEine Mordserie erschüttert Seoul und die ermittelnden Polizisten: Harmlose Passanten werden erschlagen und ausgeraubt, oft für lächerliche Beträge. Der Zuschauer weiß, dass es sich bei den Tätern um ein paar gelangweilte Jugendliche handelt, die sich ihr Taschengeld aufbessern wollen. Ihre Kaltschnäuzigkeit bringt auch die Polizei bald schon auf ihre Spur. Um ihrer letztlich habhaft zu werden, ist aber die Hilfe der Unterwelt vonnöten. Und während die ermittelnden Polizisten die Straßen Seouls durchkämmen, haben sie die typischen Konflikte innerhalb ihrer Einheit zu lösen: da gibt es den Heißsporn, der seinen Ehrgeiz nicht unter Kontrolle hat, ebenso wie den ängstlichen Familienvater, dessen Zögerlichkeit immer wieder seine Kollegen in Gefahr bringt. Und eine spärlich entwickelte Liebesgeschichte darf natürlich auch nicht fehlen.

Man kann es dieser kurzen Inhaltsbeschreibung schon entnehmen: „Crime City Cops“ bietet nichts, was den Zuschauer in irgendeiner Weise überraschen würde. Das einzige, was überraschend ist, ist der Aufwand der betrieben wurde, um diese absolute biedere Geschichte zu erzählen: Kim Yu-jins Film sieht hervorragend aus und ist durchweg gut gespielt und isnzeniert. Doch hinter der sprichwörtlichen Hochglanzfassade verbirgt sich eben wenig mehr, so lang man auch sucht. Nun muss nicht jeder Genrefilm das Rad neu erfinden, doch „Crime City Cops“ setzt sich so mit Anlauf zwischen die Stühle, dass er auch vermeintlich niedrige Ansprüche nicht befriedigt: Wer einen actiongeladenen Cop-Thriller erwartet, wird ob der Langsamkeit des Geschehens und der mangelnden Actionszenen gelangweilt, wer einen packenden Kriminalfilm sucht, dem wird er nicht originell und spannend genug sein. Erzählerisch bleibt „Crime City Cops“ auf dem Niveau eines Fernsehkrimis, ein Umstand, den er auch durch seine glitzernde Oberfläche nicht verbergen kann. Eine Enttäuschung, durch und durch.

Crime City Cops
(Wild Card, Südkorea 2003)
Regie: Kim Yu-jin, Drehbuch: Lee Man-hui, Kamera: Byeon Hee-seong, Musik: Jo Sung-woo, Schnitt:  Kim Hyun
Darsteller: Yang Dong-kun, Jeong Jin-yeong, Han Chae-young, Gi Ju-bong, Hwang Jun-yeong
Länge: ca. 110 Minuten
Verleih: Splendid


Zur DVD von Splendid

Die DVD kommt unter dem neuen Unterlabel „Amasia“ im auf 3.000 Stück limitierten goldenen Metallschuber, Bild und Tonqualität sind ausgezeichnet. Cover und Klappentext von „Crime City Cops“ versprechen einen rasanten Actonreißer, was allerdings mehr als irreführend ist. Fragwürdiges Highlight unter den spärlichen Extras ist das so genannte „Best of Videokommentar“: Ausschnitte aus der Kommentarspur, bei denen man die Sprecher jedoch nicht nur hört, sondern auch bei der Betrachtung des Films sieht. Eine Fremdscham erzeugende Erfahrung, wird doch sehr deutlich, dass die Akteure doch offensichtlich gar nicht wussten, was sie Gehaltvolles über ihren Film erzählen sollten.

Zur Ausstattung der DVD:
Bild: 1,85:1
Ton: Deutsch, Koreanisch (Dolby Digital 5.1)
Extras: Trailer, Musikvideo, Best of Videokommentar
Länge: ca. 110 Minuten
Freigabe: ab 16
Preis: 15,95 Euro

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