»Männer tragen keine Burkas!«

Vielleicht lag es daran, dass die fünf pakistanischen Jugendlichen zu wenige westliche Horrorfilme gesehen hatten, als sie ihren Kleinbus bestiegen, um damit von Islamabad aus eine Tour durchs Land zu machen. Denn gleich von Beginn an sprechen eigentlich alle Zeichen, also: die Genre-Regeln, gegen ein glückliches Ende ihrer Reise. Nicht nur ist der Bus mit provokativen Darstellungen bemalt, drinnen wird auch noch Haschisch geraucht und die Erotik knistert. Alle, außer der schüchternen Ayesha (Rooshanie Ejaz), benehmen sich daneben. Und so kommt es schnell, wie es im Horrorfilm kommen muss – selbst im pakistanischen.

Ganz sicher schien sich Regisseur Ohmar Khan allerdings auch nicht gewesen zu sein, als er die Story des Films ersann, denn zunächst geht es um Zombies, die aus ungeklärten Gründen auftauchen, von den Bus-Teenies umgefahren werden, sich dann aber per Biss an einem der jungen Leute rächen und diesen langsam in einen Untoten verwandeln. Man übersieht die ersten Anzeichen der Infektion, weil ein irrer Anhalter Unruhe im Bus stiftet und dann geht alles ganz schnell: Ein mit einer Burka maskierter Killer läuft abwechselnd messerwedelnd und einen riesigen Morgenstern kreisend hinter den Teenagern her und bringt einen nach dem anderen auf blutige Weise um. Die alte Frau, zu der sich eines der Mädchen flüchten kann, ist – wer hätte das gedacht? – natürlich ebenfalls von der Sippe, ja, befehligt die Irren, die ihre beiden Söhne sind, sogar. Weil sie sich eine Tochter gewünscht hatte, aber keine bekam, hatte sie vor langer Zeit einen von ihn in den Ganzkörperschleier gesteckt. Darüber muss er wohl zum wahnsinnigen Serienmörder geworden sein.

Ein derartig konfuses und gleichermaßen konventionelles Horrorfilmchen ließe sich diesseits des Hindukusch wohl kaum produzieren geschweigen denn vermarkten. Zwar ist „Zombies Hells Ground“ mit derben Splatter-Effekten ausgestattet und verfügt über eine recht professionell wirkende Optik und Akustik; die darstellerischen Leistungen und vor allem der Plot reißen das jedoch wieder raus – im negativen Sinne. Man wollte wohl gleich alle möglichen Horrorfilm-Zuschauerschaften bedienen, als man entschied, der ohnehin sehr waghalsig konstruierten Texas-Chainsaw-Massacre-Adaption auch noch einen Zombie-Subplot unter zu mengen. Dass die Zombies die meiste Zeit des Films über dann gar nicht zu sehen sind, lässt schon ahnen, dass am Ende noch einmal pointiert auf sie verwiesen wird.

ZibahkhanaAsiatische Filme erzählen nicht selten anders und nur die Tatsache, dass sie es mit denselben Mitteln wie die Filme jedes anderen Kulturkreises tun, suggeriert, dass man die selben Standards und Erwartungen an sie anlegen darf. Dass das nicht funktioniert, führt „Zombies Hells Ground“ vor Augen, wie die vorangegangene, etwas polemische Annäherung zeigen sollte. Es wäre nämlich auch denkbar, dass der Film vor diesem Hintergrund nur einfach „falsch verstanden“ worden ist. Fährten hierfür legt er nicht nur durch seine Ähnlichkeit mit anderen Spielfilmen aus, sondern auch noch dadurch, dass er zahlreiche Allusionen zum Horrorfilm der 70er- und 80er-Jahre anstellt.

Treibt man die Interpretation weiter, wird der Film immer widersprüchlicher, denn gerade der US-amerikanische Slasherfilm kolportiert eine Ethik, die vor allem vor dem zeitgenössischen kulturellen Hintergrund verstehbar ist. Wie sonst erklärte sich, dass hier ein in Frauenkleider (die Burka) gezwungener Mann Jagd auf Teenager macht, die zumeist amerikanische Vornamen (Vicky, Roxy, Simon, O. J.) haben und von denen nur das Mädchen mit dem pakistanischen Namen überlebt? Ist das eine Kulturkritik an den USA, die von Osten kommend und durch Verdrehung des kritischen Instrumentariums geleistet wird? Oder ist das Selbstkritik, die die Amerikanisierung und Christianisierung anprangert? Und warum ist die Killer-Familie dann eindeutig als muslimisch ausgewiesen, während das Final Girl mit dem pakistanischen Namen eine Christin ist?

So gesehen könnten die Zombies am Ende dann doch noch für eine Vereindeutigung des Ges(ch)ehenen sorgen, weil sie immer schon die großen Gleichmacher waren und weder christliches wie muslimisches Menschenfleisch verschmähen. Ihr Auftauchen führt in letzter Konsequenz dann auch dazu, dass „Zombies Hells Ground“ für Zuschauer eines jeden Kulturkreises als Trash identifizierbar bleibt/wird.

Zombies Hells Ground
(Zibahkhana, Pakistan 2007)
Regie & Buch: Omar Khan; Drehbuch: Pete Tombs; Musik: Stephen Thrower; Kamera: Najaf Bilgrami; Schnitt: Andrew Starke
Darsteller: Kunwar Ali Roshan, Rooshanie Ejaz, Rubya Chaudhry, Haider Raza, Osman Khalid Butt, Rehan u. a.
Länge: 77 Minuten
Verleih: Sunfilm Entertainment

Die DVD von Sunfilm

Die hohe Bild- und Tonqualität, die besonders die blutigen Spezialeffekte des Film „gut aussehen“ lässt, steht schon fast im Widerspruch zur antiquierten Erzählung. Man würde mit dem Film wohl schneller warm, käme er als abgenutzte Kopie in Technicolor daher. Aber der DVD kann man das natürlich nicht zum Vorwurf machen. Für den niedrigen Preis verfügt sie über eine angemessene Ausstattung:

  • Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph)
  • Ton: Deutsch (DD5.1 & DD2.0), Urdu (DD5.1)
  • Untertitel: Deutsch
  • Extras: Trailer, Dokumentation, Musikvideo
  • FSK: ab 18 Jahren
  • Preis: 9,95 Euro

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