»Wenn es sich biegt, ist es witzig …«

»… nicht, wenn es bricht.« Mit dieser Phrase versuchte TV-Regisseur Lester (Alan Alda) dem Dokumentarfilmer Cliff Stern (Woody Allen) in „Verbrechen und andere Kleinigkeiten“ (USA 1989) eine Bestimmung des Komischen zu verkaufen. Wie schwer es ist, das Komische zu definieren, zeigen die Versuche in der Ästhetik von Bergson über Freud bis Nicolai Hartmann. Und auch die Versuche, sich dem Phänomen deskriptiv und phänomenologisch zu nähern, bergen ihre Schwierigkeiten. Jeder Filmkritiker weiß, wie schwer es ist, das Komische einer Komödie angemessen zu kritisieren, ohne dabei ins Nacherzählen der Pointen zu verfallen.

Der mittlerweile siebente Band der „Filmgenres“-Reihe des Reclam-Verlages widmet sich der Filmkomödie. Anders als in den vorangehenden Anthologien und sich der Schwierigkeit der Ausgangspassage bewusst, versucht das mit 14 Seiten recht knappt gehaltene Einführungskapitel auch gar nicht erst, eine abgrenzungsfähige Definition von „Komödie“ zu geben. Heruasgeber Heller und Steinle zeichnen vielmehr ein Bild dieses Versuchs, der vielleicht mit Aristoteles verschollenem Buch zur Komödie begann und sich bis heute, hin zu Einzeldarstellungen, wie etwa Vittorio Hösles Versuch über das Komische anhand der Filme Woody Allens reicht. Bei einem Überblick über die Kinogeschichte, dessen Marksteine hier neue Erscheinungsformen des Komischen im Film bilden (Méliès, Marx Brothers, Jacques Tati, Jerry Lewis, Monty Python, Woody Allen) kennzeichnen die Autoren das jeweils Spezifische des Komischen, die ästhetische und soziale Sprengkraft, das der Komödie ureigene Selbstreferenzielle.

Der Materialteil der Veröffentlichung bildet mit 116 Einzeldarstellungen den reichhaltigsten Genre-Kanon aller bisher in der Reihe erschienen Bände. Zwar betonen die Herausgeber die pragmatischen und genre-bedingten Gründe (viele der komischen Filme finden in den anderen Bänden der Reihe Platz) für Auslassungen, doch scheint auf den ersten Blick kaum ein „wichtiger“ Film zu fehlen. Andererseits lassen sich die aufgeführten Filme eben auch als Beispiele der in der Einleitung aufgemachten Kategorien und Epochen lesen. Die 43 Autorinnen und Autoren bemühen sich aus den behandelten Werken die wesentlichen Strukturen herauszuarbeiten und liefern in ihren Besprechungen einen erstan Ansatz zur fortführenden Beschäftigung mit dem jeweiligen Film – wozu nicht zuletzt der wie immer brauchbare Sekundärliteraturteil gehört. Mit Filmtitelregister und der sehr umfangreichen Auswahlbibliografie zur Filmkomödie (an die Einleitung angehängt), zählt der Komödien-Band zu den besseren Teilen der Reihe.

Heinz-B. Heller/Matthias Steinle (Hrsgg.):
Filmgenres – Komödie
Stutgart: Reclam 2005.
512 seiten, broschiert
10,80 Euro.
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