Kaum ein Genre ist so politisch wie der Horrorfilm. In der Beschäftigung mit dem individuellen Bösen werden häufig auch die bösartigen Tumore der Gesellschaft gestreift – und wer ein Monstrum zeigt, definiert immer auch implizit, was es heißt menschlich zu sein. Der Vietnamkrieg spiegelte sich im amerikanischen Genrefilm wider, indem die Bedrohung durch das Böse nicht mehr nur von außen oder von übernatürlichen Wesen hergeleitet wurde, sondern plötzlich Menschen, ja amerikanische Bürger zu kaltblütigen Mördern wurden. Den globalen Siegeszug des Kapitalismus kommentierte George Romero wiederholt mit seinen Zombie-Filmen, in denen die geist- und willenlosen Untoten als Metaphern des Konsumenten dienen. Im mexikanischen Film „Wir sind was wir sind“ sind es nun Kannibalen, die am Beispiel einer Familie zeigen, welche Pathologien und autodestruktiven Mechanismen die mexikanische Gesellschaft unterminieren. „Abendmahl“ weiterlesen
Around the World in 14 Films – Leap Year
Wenn man mit Freud davon ausgeht, dass Sexualität und Aggression – Eros und Thanatos – die beiden stärksten Triebe des Menschen sind, ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich diese zwei Urkräfte der menschlichen Natur mitunter auch mal vermischen. Der Sadomasochismus ist ein solcher Ort, an dem Lust und Gewalt ineinander fließen. „Around the World in 14 Films – Leap Year“ weiterlesen
But what are we?
Mexiko weist eine der höchsten Kriminalitätsraten weltweit auf. Entführungen zur Gelderpressung und Morde durch sich bekriegende Drogenbanden gehören zu den täglichen Nachrichten aus dem Land. Dass die dort vor allem in den Städten um sich greifende allgemeine Angst einen kulturellen Ausdruck im Horrorfilm finden würde, war nur eine Frage der Zeit; dass sich daraus allerdings ein Film wie „We are what we are“ entlädt, erscheint schon als Überraschung, denn die Gewalt und das Elend werden hier in einer ganz anderen Soziosphäre identifiziert, als man es erwarten würde: in der Familie.