Die Parallelgeschichte zum Neuen Deutschen Film

Rudolf Thome gehört zu jener Gruppe Regisseure, die sich 1969 ganz bewusst von den Autorenfilmern des Jungen Deutschen Films distanziert haben. Die so genannte „Münchner Gruppe“ hat zwar kein Manifest verfasst, wollte sich aber genau so wie die Gruppe in Oberhausen von „Papas Kino“ lossagen. Ihre Inspiration bezogen die Filmemacher zumeist aus dem us-amerikanischen Genrekino. Mit „Detektive“ erscheint nun ein Frühwerk Thomes aus jener Zeit, das sich ästhetisch und ideologisch zwischen dem frühen Hommagen-Kino Godards und dem nihilistischen Kriminalfilm amerikanerischer Provenienz ansiedelt.

Die Detektive, das sind Andy Schubert (Marquard Bohm) und Sebastian West (Ulli Lommel), zusammen mit ihrer Sekretärin Micky (Uschi Obermaier), widmen sich einer scheinbar normalen Eifersuchtsgeschichte, hinter der sich jedoch ein mehrfacher Komplott verbirgt, bei dem ein reicher Industrieller durch seine Ehefrau und deren Geliebten ermordet werden soll. Schubert und West kommen jedoch nur nach und nach hinter die Wahrheit des Falls, was vor allem auch daran liegt, dass sie zu Komplizen der Parteien werden, sich gegenseitig auszubooten versuchen, der erotischen Anziehungskraft der weiblichen Protagonisten unterliegen und zudem ständig von ihren Gläubigern und Nebenbuhlern verfolgt werden.

Thomes Film ist im allerbesten Sinne des Wortes „langweilig“. Eine Langeweile, die sich vor allem im Autorenkino (und dort insbesondere bei Fassbinder) immer schon als existenzieller Seinsmodus offenbart hat. Und so verweist der Kriminalplot mit seinen Längen und überdrehten Wendungen auch in „Detektive“ einmal mehr auf die Mentalitätsgeschichte der jungen Menschen jener Tage. Im Zynismus und der Perspektivlosigkeit der Protagonisten spiegelt sich zudem genau der Geist jenes Kinos wider, der mit Genre-Versatzstücken und Tabubrüchen aller Art experimentiert. Kinowelt/Arthaus präsentiert „Detektive“ in einer Doppel-DVD, deren zweite Disc Interviews, Hintergrundinformationen und Materialien zur Filmentstehung enthält. Es wäre wünschenswert, wenn dieser alternative Seitenstrang des deutschen Autorenkinos mit der „Detektive“-DVD einen Auftakt zur Wiederentdeckung erhalten hätte.

Detektive
(D 1969)
Regie: Rudolf Thome; Buch: Max Zihlmann; Musik: Kristian Schultze; Kamera: Hubertus Hagen & Niklaus Schilling; Schnitt: Jutta Brandstaedter
Darsteller: Marquard Bohm, Ulli Lommel, Uschi Obermaier, Iris Berben, Elke Haltaufderheide, Walter Rilla u. a.
Länge: 91 Minuten
Verleih: Kinowelt/Arthaus

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