Chainsaw Revival

Im Jahr 1974 wurde durch Tobe Hoopers The Texas Chainsaw Massacre eine neue Gangart in den modernen Horrorfilm eingeführt. Nicht mehr "fear and suspense" sondern Gewalt und Schock schufen (nach Vorarbeiten des Landsmannes Hershell Gordon Lewis) das Spalltergenre. Als der Film unter dem dümmlichen Titel Blutgericht in Texas kurze Zeit später auch in der BRD in die Kinos kam, reagierte die von der Gewalt schockierte "Öffentlichkeit" schlagartig mit Beschlagnahme. Nach Besch(l)uss mittels StGB § 131 wurde der Film bundesweit eingezogen. Ein Schicksal, das nach und nach zahlreiche seiner Genremitstreiter hierzulande ereilte. Selbsternannte Moralvordenker bewerten seither, was Erwachsene sehen dürfen: Wohlgemerkt nach nicht besonders objektivierbaren (ästhetischen?) Kriterien. Nach einem viertel Jahrhundert nun hat es TCM - von dem es mittlerweile drei Sequels gibt - nun doch wieder in die Videotheken zurückgeschafft. Heute - angesichts von Blut- und Beuschelszenen, wie sie in Filmen wie z. B. Starship Troopers ganz nebenher auf die Zuschauer niederregnen - wirkt Hoopers Klassiker ein wenig verstaubt, harmlos, ja zurückhaltend. Die Wiederauflage im Dezember 98 - die bei weitem nicht die erste Reanimation eines ehemaligen 131ers darstellt (Muttertag, Maniac, Evil Dead, ... dürfen heute auch wieder gesehen werden) setzt Zeichen gegen deutsche Zensurierungsmoral und für emanzipierte Videozuschauer.

The Texas Chainsaw Massacre 
 (US 1974) 
 Regie: Tobe Hooper 
 Darst.: Marilyn Burns, Edwin Neal, Gunnar Hansen u. a. 
 Länge: ca. 70 Min, Verleih: Vortex

[Stefan Höltgen]


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