Unkonventionell konventionell

Volker Schloendorffs Palmetto ist im Dezember auf Video erschienen. Erzählt wird die Geschichte des zu Unrecht inhaftierten Gerichtsreporters Harry Barber, der nach zwei Jahren vorzeitig frei kommt und nun nicht so recht weiß, was er mit seiner Zeit anfangen soll. Daher lässt er sich auf eine scheinbar ganz sichere Scheinentfürung ein, bei der er den Entführer mimen soll, um hinterher eine halbe Millionen Dollar -natürlich in kleinen Scheinen- abzuziehen. Doch es kommt alles ganz anders (wie der Untertitel "Dumme sterben nicht aus" ja schon suggeriert): Die scheinbare Entführung ist viel scheinbarer als es Harry scheint, die Entführer und Entführten sind nicht die, von denen Harry glaubt, sie seien die, die sie zu sein scheinen. Bei dem Versuch, sich aus dem für ihn nun langsam enger werdenden Netz aus Intrigen wieder auszuwickeln, gerät Harry immer tiefer in das Desaster: Die vermeintliche Entführte wird ermordet und alles deutet auf Harry als Täter hin. Als dieser versucht, die Spuren zu verwischen, wird er vom Staatsanwalt (ob seiner beruflichen Qualifikationen) als Pressesprecher angeheuert, um in eben jenem Mordfall die Reporter von den Ermittlungen fernzuhalten. Zuletzt - als der Film schon einige Ungereimtheiten und Längen hinter sich gebracht hat - findet alles ein überaus konventionelles Ende und wird wieder gut. Palmetto ist ein durchschnittlicher Film im Stile des "Film Noir". Die Mimen spielen mittelgut, der Soundtrack fällt nicht (un)angenehm auf und der Plot ist nicht originell. Wäre der Film nicht von Volker Schlöndorff, müsste man ihn nicht sehen; so aber muss man sich über ihn und damit über Schlöndorff wundern.

Palmetto 
 (D/US 1998) 
 Regie: Volker Schlöndorff 
 Darst.: Woody Harrelson, Elisabeth Shue, Rolf Hoppe u. a. 
 Länge: 114 Min, Verleih: Tobis

[Stefan Höltgen]


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