Buchrezensionen

 

 

Mumien, Monstren, Mutationen

Der Lexikon-Imprint-Verlag lässt sich wahrlich nicht lumpen, wenn es darum geht, originelle Lexika zu bislang wenig beachteten Themen zu veröffentlichen. So ist nun nach dem ohnehin schon sehr hilfreichen und witzigen "Horror-Lexikon" nun das "Lexikon der Monster, Geister und Dämonen" erschienen. In seinem "Who is who" versammelt der Autor Norbert Bormann Wesen von der antiken bis zur gegenwärtigen Phantasy- und Horrorliteratur und natürlich auch des Films. Darüber hinaus stellt er mytologische Figuren, wie etwa Gorgonen mit genauen Quellenangaben vor und neben eher unspektakuläre aber dennoch skurrile Filmschauspieler, wie Udo Kier. Dieser und andere im Lexikon erscheinende reale Wesen stellen den Zusammenhang zwischen Originalmonstern und deren Weiterverarbeitung in Literatur und Film dar. Mit seinen 352 Seiten, ergänzt um zahlreiche Abbildungen (Filmstills, Buchcoverrepros und historische Stiche) sowie ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis stellt auch dieses Lexikon nicht nur eine spaßige Sammlung von »Geschöpfen der Nacht« dar; es ist ebenso eine sehr nützliche Quelle für weiter- und tiefergehende Auseinandersetzung mit der Mythologie der Monstren.

Norbert Bormann
 Lexikon der Monster, Geister und Dämonen. 
 Lexikon Imprint Verlag 2000 Taschenbuch, 29,80 DM.

[Stefan Höltgen]


Titten & Terror

... so lautet der etwas provokative Untertitel des vor kurzem erschienenen Bandes über den alten und neuen Slasherfilm. Mit Teen Scream gelingt den Autoren Rüdiger Dirk und Claudius Sowa etwas Beachtliches: Sie analysieren ein Phänomen, das eigentlich noch gar nicht genug historischen Abstand bietet, um eine genealogische Auseinandersetzung zuzulassen, denn der amerikanische Filmmarkt spuckt auch heute noch unentwegt Slasherfilme aus. Doch das Unterfangen, eine Filmgeschichte und -analyse des modernen Serienkillerfilms zu schreiben, ist den Autoren außerordentlich geglückt. Neben einer kompletten filmhistorischen und filmästhetischen Auseinandersetzung mit dem Horrorfilmsubgenre und einer diskursanalytischen Untersuchung, warum gerade das amerikanische Kino solche Helden wie Jason Vorhees (Friday the 13th), Michael Myers (Halloween) und viele andere Killer hervorbringen konnte, liefern die Autoren noch eine komplette, kommentierte Filmografie des neuen und alten Slasherfilms. Nicht unerwähnt sollte auch der Blick auf den oft amateurhaften deutschen Slasherfilm bleiben. Den Abschluss der Monografie bilden Portraits der »Scream Queens«, also derjenigen weiblichen Teenagermimen, die durch ihr permanentes Gekreische den Slasherfilm erst zu dem machen, was er ist. Teen Scream stellt den bislang gelungensten Versuch dar, den Prinzipien und Ästhetiken des Subgenres habhaft zu werden. Nicht ohne hintergründigen und schwarzen Humor legen die Autoren einen Band vor, der in jede gutsortierte Bibliothek (zumindest von Genrefans) gehört.

Rüdiger Dirk & Claudius Sowa 
 Teen Scream - Titten und Terror im neuen amerikanischen Kino 
 Europa Verlag 2000 Taschenbuch; 190 Seiten; 28,50 DM 

[Stefan Höltgen]


Ich weiß was

Wie heißt der Supercomputer in 2001 - Odyssee im Weltaum? Wer schrieb die Musik zu Dr. Schiwago? Weswegen hat Captain Jean-Luc Picard ein künstliches Herz? Fragen, die jeden Film - und Serienfan mehr beschäftigen als die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl. Und daher sei dieses Quiz - Buch all jenen empfohlen, die sich neben Focaults Autorentheorie auch für Produktionshintergründe, Charakternamen und die schönen Nebensächlichkeiten eines Filmes bzw. einer TV - Serie interessieren. Eingeteilt in verschiedene Rubriken (Oscar - Quiz, Sciencefictionquiz, Julia - Roberts - Quiz, Lindenstraßen - Quiz usw.), wird ein sehr breites Spektrum des Filmwissens abgedeckt. Und falls der Filmfreak wider Erwarten doch ein paar Antworten nicht weiß, findet er am Ende des Buches die Lösungen und kann seine Wissenslücke schließen. Einziger Wehmutstropfen: Einige Antworten im Lösungskatalog sind nicht ganz korrekt. Die Schauspielerin, die das vergoldete Mädchen in Goldfinger spielte, heißt Shirley Eaton und nicht Jill Masterson (das war ihr Filmname)!

 

Rene Zey/ Anton Curic 
 Reise durch die Filmgeschichte 
 Falken Verlag Niederhausen 2000 16, 90 DM

[RH]


Eine Science Fiction Filmenzyklopädie

In der Vergangenheit hat es mehrere Versuche gegeben, Lexika und Enzyklopädien zum Thema mit dem Anspruch auf Vollständigkeit auf den Buchmarkt zu bringen. Zuletzt hat diesbezüglich die zweibändige Neuauflage des "Lexikon des Science Fiction Films" von Hahn und Jansen auf sich aufmerksam gemacht. Wie jene zwei Autoren, so scheitert auch Phil Hardys Enzyklopädie an dreierlei: Erstens sind die Grenzen des Science Fiction Genres zu verwaschen, als das man ernsthaft einen vollständigen Kanon präsentieren könnte. So fallen bei Hardys (genau wie bei früheren Veröffentlichungen) Filme in das Genre, die entweder eher hybrid sind (Dr. Jeckyll und Mr. Hyde, um nur einen Titel zu nennen) oder doch eigentlich anderen Genres zugerechnet werden sollten (Und täglich grüßt das Murmeltier, das ja nun alles andere als Science Fiction ist). Das zweite Manko ist die zwangsläufige Lückenhaftigkeit eines jeden Versuchs, eine komplette Genregeschichte darlegen zu wollen. Hardys Band gibt zwar vor, komplett zu sein, ist es jedoch keineswegs: So werden zwar aus unerfindlichen Gründen Romeros Horrorfilme Night of the living Dead und Dawn of the Dead aufgeführt, nicht jedoch der am ehesten Science-Fiction-artige, weil am dystopischsten daherkommende dritte Teil der Saga Day of the Dead. Auch dies nur ein Beispiel. Das ärgerlichste und schlimmste an diesem (wie auch an früheren Nachschlagewerken zum Genre, etwa dem erwähnten von Hahn & Jansen) ist jedoch die unverhohlene und teilweise überzogen schlechte Bewertung, die viele Filme im Kommentartext erfahren. So heißt es beispielsweise zu 1984 (USA 1984, R: Michael Radford): "Der Film [...] reduziert jedoch ebenfalls das, was als bissige Satire auf die wachsende Autorität gedacht war, zu einem einfachen Melodram." Diese zweifelsfrei anmaßende und falsche Einschätzung des Plots von 1984 ist noch einer der eher positiv ausgedrückten Verrisse des Bandes. Zu Projekt Brainstorm (USA 1983, R: Douglas Trumbull) heißt es daher in völliger Unkenntnis der Ästhetik des Filmes: "Es gibt wenig Begeisterndes an dem Film. Die letzte Rolle von [Natalie] Wood ist wirklich unbedeutend [Tja, hätte sie das bloß eher gewusst, Anm. von SH], und die zentralen Brainstorm-Visionen (für die sich das Bild verbreitert) schwanken zwischen einem Diavortrag in Cinerama und einer Sub-2001-Psychedelik". Beobachtungen und Einschätzungen, die jenseits aller bis dahin angestellten Kritiken zu Brainstorm liegen und ihre Subjektivität nicht einmal verbergen. Tja, worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen! Das sollte auch für Phil Hardy gelten.

Phil Hardy (Hrsg.) 
 Die Science Fiction Filmenzyklopädie 100 Jahre Science Fiction 
 Heel Verlag 1998 Paperback Großformat, 560 Seiten, 89 DM

[Stefan Höltgen]