John Towner
Williams wurde am 8.2.1932 auf Long Island in New York geboren. Sein Vater Johnny
Williams war Timpernist (Kesselpaukenspieler) und hatte somit von Anfang an
prägenden Einfluss auf seinen Sohn. Schon im Alter von sieben Jahren lernte
John Williams das Klavierspielen und später auch Posaune, Trompete und Klarinette.
1948 zog John Williams mit seiner Familie nach Los Angeles, wo er 1950 seinen
Abschluss an der North Hollywood Highschool machte. Dort spielte er in der Schulband,
arrangierte und komponierte. Anschließend studierte er an der University of
California Musik. Nach dem Militärdienst wechselte er an die Julliard School
of Music in New York, wo er sein Klavierstudium fortsetzte. John Williams' erster
Kontakt zur Filmmusik entstand über seinen Vater, der Mitglied der Morris Stoloff's
Columbia Pictures Orchestra in Hollywood gewesen ist. Dort wurde John Williams
als Pianist engagiert. Die Studiokomponisten dort erkannten schnell die Talente
des jungen Williams als Orchestrator und unterstützten und förderten ihn. So
komponierte er anfangs kleinere Stücke für das Fernsehen. Seine erste Filmmusik
schrieb er mit 28 Jahren für den Thriller The Secret Way (USA 1960, Regie: Phil
Karlson), einer Literaturadaption nach dem Roman von Alistair McLean, in der
ein amerikanischer Agent einen in der ungarischen Untergrundbewegung tätigen
Professor vor der Liquidierung durch die Geheimpolizei rettet. Darauf folgten
zahlreiche weitere Filmangebote - bis er 1971 seinen ersten Oscar für die beste
Musikadaption im Musical Fiddler on the roof (USA 1971, Regie: Norman Jewison),
nach dem Bühnenstück von Sholem Alejchem, bekam. Mit Jaws (USA 1974, Regie:
Steven Spielberg) begann seine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Regisseur
Steven Spielberg. Als John Williams Steven Spielberg das erste Mal seine Musik
für den Film vorspielte, soll der Regisseur laut gelacht haben. Darauf antwortete
ihm Williams: "Oh nein, das ist doch ernst! Das ist die Musik zum Weißen Hai!"
- " Als erstes dachte ich, das wäre zu einfach", kommentierte Spielberg, "ich
wollte etwas Melodischeres für den Hai. Doch dann sagte Johnny, dass ich doch
schließlich nicht den L-Shaped Room (USA 1963, Regie: Byron Forbes, Anm. d.
Red.) hier hätte, sondern nur einen ïPopcorn-Movie'. Und damit hatte er recht."
Erst die Musik von John Williams, das pulsierende, herzstoppende Vier-Noten-Motiv,
dessen Stärke gerade in seiner Einfachheit liegt, verlieh dem Film den Schein
einer teuren Produktion, obwohl das Budget sehr begrenzt ware. Der amerikanische
Regisseur Joe Alves kommentierte: "Als ich Teile des Films sah, waren die Farben
nicht gut, es gab keine Musik. Der Hai machte lustige Geräusche, während er
durch das Wasser planschte. [...] Ich hatte Angst, die Leute würden den Film
für eine Komödie halten." Im Science-Fiction-Epos Close Encounters of the Third
Kind (USA 1977, Regie: Steven Spielberg) schrieb er die Musik passend zur Landung
messianischer UFO-Piloten auf der Erde. Ein einziges musikalisches Motiv deutet
auf die Ankunft der Außerirdischen hin. Das Thema ist Bestandteil der Filmhandlung
und wird auf der Soundtrackspur verdoppelt. Von da an schrieb John Williams
noch zahlreiche Partituren zu den Filmen Spielbergs wie z. B. 1941 (USA 1979,
Regie: Steven Spielberg), einer Komödie über den Überfall der Japaner auf den
US-Stützpunkt Pearl Harbour. Diesen Film sah Spielberg immer als ein 'oldfashioned
Hollywood-Musical'. Zu den bekanntesten Soundtracks John Williams' zählen E.T.
- The Extraterrestrial (USA 1982, Regie: Steven Spielberg), für dessen Musik
er seinen dritten Oscar erhielt oder Raiders of the Lost Ark (USA 1980, Regie:
Steven Spielberg), den ersten Teil der Indiana-Jones-Trilogie, in dem Harrison
Ford als junger amerikanischer Archäologe auf der Suche nach der alttestamentarischen
Bundeslade viele Abenteuer erlebt. Es folgte Indiana Jones and the Temple of
Doom (USA 1983, Regie: Steven Spielberg), in dem Indiana ein indisches Bergdorf
von der Herrschaft eines zwölfjährigen Maharadschas befreit. Im dritten Teil
Indiana Jones and the Last Crusade (USA 1988, Regie: Steven Spielberg) sucht
Indiana zusammen mit seinem Vater Henry Jones im Wettlauf mit den Nazis den
Heiligen Gral. Beide Actionfilme wurden für den Oscar in der Kategorie "Beste
Musik" nominiert. Darüber hinaus schrieb Williams die Musik für das Kriegsdrama
Empire of the Sun (USA 1987, Regie: Steven Spielberg), einer Literaturadaption
nach dem biografischen Roman von J. G. Ballard, in der seine Erinnerungen an
den japanisch-chinesischen Krieg erzählt, den er als Kind miterlebte. 1993 wurde
John Williams der vierte Oscar in der Kategorie "Beste Musik" für Schindler's
List verliehen, einer Biografie des Industriellen Oskar Schindler, der seinen
Einfluss bei den Nazis dazu nutzte, 1100 Juden das Leben zu retten. Wie der
Film, so wurde auch der Soudtrack stark kritisiert: Es wurde behauptet, Spielberg
hätte bei der Auswahl der Musik wenig Sensibilität bewiesen, indem er John Williams
(der in diesem Zusammenhang als Spielbergs 'Hauskomponist' bezeichnet wurde)
genau jene Emotionalität vertonen ließ, die seine "ehrgeizig quasi-dokumentarische
Gestaltung" augenscheinlich vermieden hatte. Neben seiner Zusammenarbeit mit
Steven Spielberg, aus der sich letztlich auch eine tiefe Freundschaft entwickelte,
schrieb er auch die Musik zu den Star-Wars-Filmen: Star Wars (USA 1977, Regie:
George Lucas), Star Wars II - The Empire strikes back (USA 1979, Regie: Irvin
Kershner), Star Wars III - The Return of the Jedi (USA 1982, Regie: Richard
Marquand). Der Soundtrack zum ersten Film verkaufte sich über vier Millionen
Mal und verhalf Williams zum kommerzielle Durchbruch als Filmkomponist. Die
Musik zu Star Wars enthielt wie die meisten seiner Filmpartituren Elemente klassischer
Musik. Williams ließ sich inspirieren von verschiedenen klassischen Komponisten,
besonders von dem englischen Komponisten Gustav Theodore Holst, der wegen seines
Interesses für mystische Musik bekannt war, aber auch von Strawinsky und Gustav
Mahler. Star Wars verfolgt eine relativ abgerundete Struktur mit einigen musikalischen
Hauptthemen und verschiedenen Leitmotiven, die eine kriegerisch-heroische Fanfare
einschließen: ein lyrisches Thema für Obi-Wan Kenobi, ein märchenhaftes für
Prinzessin Leia und ein dunkles, bedrohlich wirkendes Thema für die Auftritte
von Darth Vader. John Williams hat Scores zu über 90 Filmen komponiert. Er wurde
32mal für den Oscar nominiert und erhielt ihn fünfmal. Neben seiner Tätigkeit
als Filmkomponist schrieb er auch eine Symphonie, viele Konzertstücke und die
Eröffnungsmusik zu den Olympischen Spielen 1984, 1988 und 1996. Zahlreiche seiner
musikalischen Werke haben Kultstatus erlangt. Seine Hauptthemen, die überwiegend
heroischer Natur, sehr dynamisch mit einem starken Blechbläseranteil sind, brennen
sich geradezu in das Gedächtnis des Zuhörers ein. Obwohl er oft als "Hollywoodkomponist"
kritisiert wird, spricht er sich dagegen aus, dass seine Filmkompositionen als
Werbeträger für Popmusik missbraucht werden. Sein unverwechselbarer Musikstil
macht ihn neben Ennio Morricone und Jerry Goldsmith zu einem der bedeutendsten
Soundtrack-Komponisten des 20. Jahrhunderts.
[JH]