Ankündigung

Aufbruch der Gesellschaft - Ein Wocheende mit George A.Romeros Zombies

Inhalte der Kunst spiegelten schon immer die Diskurse der Gesellschaften wider, in denen die Künstler tätig sind oder waren. In der Moderne ist dies wohl am deutlichsten im Bereich des Filmschaffens und dort bei den "Underground"-Regisseuren festzustellen. Das Wochenend-Filmseminar Movies that blow your mind - Die Filme des David Cronenberg, das im Frühjahr 1998 stattfand und in dem die philosophischen Inhalte des Genres bereits angerissen wurden, hat dies deutlich gezeigt. Im nun geplanten Wochenendseminar über den Filmautoren George A. Romero (Pittsburgh, USA) sollen die Ergebnisse aus dem Cronenberg-Semiar übertragen und der gesellschaftsphilosophische sowie erkenntnispraktische Aspekt seiner Zombiefilme herausgestellt werden. Mit seinem Erstlingswerk Night of the living Dead löste Romero vor mehr als 30 Jahren einerseits Protestwellen aus, die sich gegen den Zynismus und die expliziten Gewaltszenen des Films richteten; andererseits begründete er damit aber auch eine die siebziger und achtziger Jahre durchziehende Flut von Sequels, Remakes und Plagiaten seiner Filme. Filme, die über lange Zeit unglaublich beliebt waren. In Europa - und ganz besonders in der BRD - wurden Night of the living Dead und Romeros Fortsetzungen Dawn of the Dead (1979) sowie Day of the Dead (1988) stark rezipiert. Die Kritik regierte zwar ablehnend auf die Filme (Nazismus und Gewaltfetischismus wurden Romero abermals unterstellt) aber die anhaltend hohen Zuschauerzahlen bestätigtem dem Regisseur (und damit dem Subgenre Zombiefilm) Erfolg. Die Filmtexte der Zombie-Trilogie sind keineswegs eindimensional zu entschlüsseln. Lesarten von "Kommunismus" bis "Konsumismus" sind, obwohl sich selbst widersprechend, auf einen Film wie Dawn of the Dead widerspruchsfrei anwendbar und signifikant. Ein Grund für diese Interpretationsvielfalt ist in der Methodik angelegt, Filme zu entschlüsseln. Psychoanalytische, soziologische, diskursanalytische und werkimmanente Verfahren führen zum Bild eines "organischen Ganzen", sowohl innerhalb eines Filmes der Reihe, als auch auf die ganze Trilogie bezogen. Grundlage dieses zweiten durch den Fachschaftsrat "Philosophie" unterstützten Seminars bilden die vier Zombiefilme (alle in Originalfassungen strong uncut) sowie zahlreiche Texte erkenntnistheoretischen (Daniel Dennett u. a.) und filmästhetischen (Werner Faulstich u. a.) Inhalts. Zur Vorbereitung wird ein Reader zusammengestellt. Da die Teilnehmerzahl sehr begrenzt ist, empfiehlt es sich jedoch, nicht bis ganz zum Schluss mit der Anmeldung zu warten. Die Ergebnisse des Seminars werden in der nächsten Ausgabe vorgestellt.

[Stefan Höltgen]